6,37 Euro pro m². Das ist laut Statistischem Bundesamt der durchschnittliche Mietpreis für Wohnungen in Deutschland. Das bedeutet statistisch gesehen: Wohnen in Deutschland ist preisgünstig, denn das Pestel-Institut definiert als Preis für preisgünstigen Wohnraum einem Quadratmeterpreis von weniger als sieben Euro pro m². Also wird in Deutschland gesucht und gefunden und alles ist gut? Ganz so einfach ist es dann wohl doch nicht! Das Thema „Miete“ geistert wieder einmal durch die Medien. Wo lebt es sich besonders preiswert? Welche Gruppen in Deutschland müssen einen weitaus höheren Anteil ihres Einkommens als andere für Miete ausgeben? Hat Deutschland ein Wohnungsproblem? Jede Menge Fragen. Ein paar Antworten sollen folgen.
Rentner und Alleinerziehende tragen am meisten
Laut Auskunft des Statistischen Bundesamtes zahlten Menschen in Deutschland 2010 im Durchschnitt 22,5 Prozent ihrer Einkünfte für die Miete, wobei Rentner über ein Drittel und Alleinerziehende ein Viertel bis ein Drittel ihres Geldes für die Miete zahlen. Ihre Belastung durch Mietkosten ist also durchschnittlich höher als bei der Restbevölkerung. Warme Nebenkosten für Mietwohnraum erreichen durchschnittlich 1,25 Euro, die kalten ein Euro pro m². Insbesondere die warmen Nebenkosten verteuern das Wohnen zur Miete. Die Onlineausgabe der Zeitung Merkur zitiert als Beleg den Deutschen Mieterbund in Berlin, der die Steigungen der Strom- und Heizkosten von 2005 bis 2010 aufgelistet hat. Demnach stiegen die Heizölkosten für Mieter in diesem Zeitraum um 34 Prozent, für Gas um zwanzig und für Fernwärme um 25 Prozent. Die Stromkosten erhöhten sich derweil um dreißig Prozent und die Bundesnetzagentur hat jüngst angekündigt, dass diese Kosten zukünftig aufgrund des Atomausstiegs um bis zu sieben Prozent weiter steigen werden. Da größere Rentenerhöhungen wohl eher unwahrscheinlich sind, dürfte zumindest die Belastung der Rentner in Zukunft wohl eher noch größer als kleiner werden.
Preisgünstiger Wohnraum ist rar
Deutsche lassen wieder verstärkt Eigenheime bauen, weil sie Angst vor Inflation und Eurokrise haben, sagt Karl-Heinz Schneider, der Vorsitzende der Bundesvereinigung Bauwirtschaft. Die Bauwirtschaft kann sich freuen: Sie erlebte 2011 ein Umsatzwachstum um knapp achtzehn Prozent und Karl-Heinz Schneider rechnet für 2012 immerhin mit etwa fünf weiteren Prozent Wachstum. Günstiger Mietwohnraum mit einem Mietpreis von weniger als sieben Euro netto pro m² wird aber vermutlich Mangelware bleiben, glaubt man einer Studie des Pestel-Instituts. Das Institut prognostiziert 400.000 fehlende Mietwohnungen in Deutschland bis zum Jahr 2017, wobei 200.000 von ihnen in großen Städten gesucht und nicht gefunden werden. „Für sieben Euro kann man nicht bauen“, zitiert die Süddeutsche Zeitung den Direktor des Instituts für Wohnungswesen an der Ruhr-Universität Bochum, Volker Eichener. Das gehe nur durch Subventionen, sagt er.
Ein Mietpreisvergleich
Wie einfach oder schwierig die Suche nach preisgünstigen Mietwohnungen ist, hängt natürlich auch von der Region und/oder Stadt ab, in der man sucht. Das Handelsblatt hat einmal diverse größere Städte in Deutschland miteinander verglichen. Kaum Überraschungen gibt es bei der teuersten Stadt. München schlägt laut Handelsblatt mit einem Quadratmeterpreis von 10,30 Euro in einfachen Lagen, 12,10 Euro in mittleren und 14,90 in guter Lage zu Buche. Die Preistendenz ist stark steigend. Auf der anderen Seite der Skala liegt Leipzig, wo auch in guter Lage nur durchschnittlich 6,49 Euro pro m² zu zahlen sind. In einfacher Lage kostet der Quadratmeter im Durchschnitt 4,10 Euro. Unter sieben Euro pro m² zahlt man laut Handelsblatt in einfachen und mittleren Lagen beispielsweise auch in Bremen, Dortmund, Dresden und Essen. Wohnraum unter durchschnittlich sieben Euro pro m² gibt es in einfachen Lagen auch in Berlin, Hannover und Köln.
Und was jetzt?
Jetzt bleibt es einfach kompliziert. Es wird gebaut, aber was gebaut wird, deckt den Bedarf im preisgünstigen Segment anscheinend nur unzureichend ab. Wirklich preisgünstigen Wohnraum findet man auch in Deutschland wohl vor allem dort, wo fehlende Infrastruktur, fehlende Arbeitsplätze das Leben erschweren. Dort, wo Menschen Chancen für sich vermuten, ballen sie sich und es entstehen Probleme, allen einen für sie finanzierbaren Wohnraum zu bieten. Und so sind und bleiben Bevölkerungsschwund in der einen und Wohnungsmangel in der anderen Region Herausforderungen, die Strategien mit Weitblick erfordern. Es bleibt einiges zu tun.