Das ehemalige Gerling-Areal erstreckt sich über 33.000 m² mitten in der Domstadt Köln. Die hier stehenden Bauwerke gehörten einst allesamt dem Versicherungskonzern Gerling und gelten heute als eins der größten privaten Baudenkmäler der Wirtschaftswunderzeit. Nun hat mit der Grundsteinlegung das Projekt Gerling Quartier und damit die Umnutzung des Areals begonnen. Für Köln dürfte das ein neues Highlight moderner Architektur werden, von denen die Domstadt noch nicht ganz so viele besitzt.
Luxuriöse Wohnungen mit traditionsreichem Charme
Entstehen sollen bis Ende 2013 insgesamt 45.000 m² Büro- und Gewerbefläche und 139 Eigentumswohnungen im gehobenen Segment mit Größen zwischen sechzig und 380 m² entstehen. Das im mediterranen Stil konzipierte Quartier mit dem autofreien Stadtplatz Gereonshof ist auch ein Großprojekt, in dem Energieeffizienz realisiert wird, ohne Auflagen des Denkmalschutzes zu verletzten. Das Gerling Quartier wird von der Frankonia Eurobau AG und der Immofinanz Gruppe entwickelt, 370 Millionen Euro werden als Kosten veranschlagt, fünf Architekturbüros übernehmen jeweils Teile der Planung. Die geplanten Wohnungen werden allesamt im Luxussegment angesiedelt, wobei die Häuser Namen wie Haus von Werth, Gereon Lofts oder Agrippina Palais tragen. Die Wohnungs-Kaufpreise sollen bei 4.500 Euro pro m² beginnen, was dann bei sechzig Quadratmetern 270.000 Euro wären.
Energieeffizienz gehört dazu
Die dreizehn geplanten Büro- und Gewerbegebäude tragen die Namen GQ1 bis GQ13. Sechs von ihnen sollen mit dem Deutschen Gütesiegel Nachhaltiges Bauen zertifiziert werden. Zu den energetischen Effizienzmaßnahmen im Quartier gehören etwa die Beheizung durch Fernwärme, ein Energiemanagementsystem und eigene Brunnen-Anlagen, mit denen eine Brauchwasserversorgung ebenso realisiert wird wie eine unterstützende Raumkühlung oder die Bewässerung der Außenanlagen. Die fürs Projekt verantwortlichen Unternehmen setzen daneben nach eigenen Angaben ausschließlich auf „ökologische, schadstoffarme und recycelbare Baustoffe“. Eingebettet werden die Gebäude in Freizeitflächen wie Grünanlagen, die den mediterranen Stil des Quartiers betonen sollen.
Ein Projekt mit nur wenig Streit
Auch beim Gerling Quartier gab es zwischenzeitlich Differenzen. Die Talanx Gruppe hatte das Gerling Areal 2006 nach der Übernahme von Gerling an die Frankonia Eurobau AG verkauft. In der Folgezeit gab es einige Konflikte wegen des autofrei geplanten Gereonshofes, da eine höhere Verkehrsbelastung abseits des Platzes befürchtet wurde, und wegen der Höhe einiger Gebäude. Es gab Diskussionen, Zugeständnisse und auch einen vorübergehenden Baustopp aufgrund von Asbest im Hochhaus des Areals. Letztlich hielt sich die Dramaturgie beim Projekt bisher allerdings in Grenzen. In harmonischer Einstimmigkeit hatten SPD, CDU, Grüne und FDP Köln bei einer Sitzung des Stadtentwicklungsausschusses im März 2010 dem für das Quartier nötigen Bebauungsplan zugestimmt. Alles ist friedlich rund um den Dom.
Ein weiterer Schritt zu Kölns Moderne
Für Köln dürfte das ambitionierte Projekt eine gute Sache sein. Die Stadt hat sich lange Zeit nicht unbedingt einen Namen mit reizvollen modernen Bauprojekten gemacht. Spätestens seit dem Bau der drei Kranhäuser im neuen Stadtviertel Rheinauhafen ist Köln aber wohl endgültig auf den Geschmack gekommen. Auch moderne Architektur kann die Domstadt prägen, ohne dem berühmten Kölner Dom dabei die Schau zu stellen. Und sie kann unter Beweis stellen, dass sie mit teils denkmalgeschützen Bauwerken umzugehen vermag, sie umwandelt, ohne das zu vernichten, was sie architektonisch auszeichnet. Die Grundsteinlegung beim Gerlin-Quartier war ein Festtag, bei dem ein Stück weit auch Kölns weitere Schritte in die Moderne gefeiert werden konnten. Das alles darf allerdings nicht von anderen Aufgaben ablenken, mit denen die Domstadt derzeit konfrontiert ist. An der Uni Köln gibt es zum Wintersemester 1.300 neue Studienplätze. Neuer studentischer Wohnraum existiert bisher allerdings nicht. Womit wir dann wieder beim Alltag wären.
Spannendes Projekt, ich bin gespannt!