Du betrachtest gerade Hotels, Apartments und die belebende Wirkung der Konkurrenz

Immer neu, immer anders. So präsentiert sich mittlerweile Deutschlands Markt für Gästeunterkünfte. Neben Klassikern wie Hotel und Pension rücken verstärkt so genannte Serviced Apartments ins Geschehen. Akteure in diesem Segment trafen sich am 17. und 18. November 2011 in Berlin, um im Rahmen eines Serviced Apartment Camps über Themen wie „Einheitliche Definition und Kategorisierung des Produkts“ und „Wirtschaftlichkeit des Segments“ zu diskutieren. Die Hotellerie reagiert auf die neue Herausforderung teils mit neuen Hotelmarken. Das Unternehmen Lindner Hotels AG setzt dabei etwa für seine neue Marke „me & all“ auf eine Kooperation mit der Telekom.

Serviced Apartments versprechen gute Geschäfte

Serviced Apartments ähneln mehr als klassische Hotelzimmer Wohnungen. „Sie bieten mehr Platz und Privatsphäre, Services nach Wunsch und bis zu 30 Prozent günstigere Raten“, sagt Professor Doktor Max Michael Schlereth, der Geschäftsführer des Unternehmens „The Living Hotels“ in einer Pressemitteilung des Serviced Apartment Camps. Die geschätzte Nachfrage nach Serviced Apartments liegt bei etwa 335.000 Apartments, wobei das Angebot hierzulande erst bei 27.000 Apartments liegt, fährt Schlereth fort. Das klingt nach guten Geschäften für bestehende Anbieter. Passend dazu war die Stimmung der Betreiber von Serviced Apartments Anfang des Jahres ziemlich gut. Das Unternehmen Boardinghouse Consulting befragte 100 der deutschen Akteure, von denen 54 ihre damalige wirtschaftliche Situation als „gut“ beurteilten. Zehn Prozent antworteten gar mit „sehr gut“. Allerdings zeigte sich bei der Umfrage auch, dass ihre Zielgruppe sich gewandelt hat. Sahen viele Anbieter früherer Jahre vor allem Gäste mit geplanten Langzeitaufenthalten (ab 28 Tage) als ihre Zielgruppe, berichteten Anfang 2011 insgesamt 64 Prozent, dass ihre Gäste nur noch durchschnittlich maximal sechs Nächte bleiben, was einem Kurzzeitaufenthalt entspricht. Damit werden Serviced Apartments wohl endgültig direkte Konkurrenz vieler Hotelzimmer.

Noch fehlt eine gute Kommunikationsstrategie

Was fehlt derzeit auf dem Markt für Serviced Apartments, um Erfolge weiter voranzutreiben? Die knapp sechzig Teilnehmer des Serviced Apartments Camps in Berlin bemängelten einerseits eine fehlende einheitliche Definition der neuen Art von Unterkunft sowie die mangelnde Einheitlichkeit von Standardangaben, die potenziellen Gästen die Auswahl der für sie passenden Unterkunft erleichtern. So bunt wie die Palette der Begriffe, die das Produkt umschreiben – Boardinghouse, Wohnen auf Zeit, Apartmenthotel, Service Apartments sind Beispiele – ist auch der Leistungsumfang, der von den Unterkünften geboten wird. Andererseits fehlt den Teilnehmern bisher „eine breite und intensive Kommunikation des Produktes“, um Serviced Apartments klar zu positionieren und potenziellen Kunden zu erklären, was diese Art der Unterkunft überhaupt ausmacht. Bereits bei der Umfrage von Boardinghouse Consulting war eine große Mehrheit von Befragten der Ansicht, „Serviced Apartments seien noch immer ein erklärungsbedürftiges Produkt“. Viele potenzielle Gäste würden Serviced Apartments noch gar nicht kennen und bereits deshalb gar keinen Aufenthalt in ihnen in Erwägung ziehen. Sollte den Anbietern zukünftig eine bessere Kommunikationsstrategie gelingen, die den Bekanntheitsgrad von Serviced Apartments steigert, könnte das in Zukunft anders werden. Die Luft für manch ein Hotel macht das eventuell dünner.

Neue Marken braucht das Land

Sich von anderen Anbietern zu unterscheiden, scheint auf dem heutigen Markt für Gästeunterkünfte in Deutschland bedeutender zu werden. Hotelgruppen wie die Lindner Hotels AG werfen vielleicht gerade deshalb neue Hotelmarken auf den Markt. „me & all“ heißt die neue Lindnermarke, die das Thema „Live-Community“ in den Mittelpunkt stellt. Zum Konzept gehören eine interaktive Multi-User-Wand, moderne Arbeitsplatzlösungen, Türöffnen via Smartphone, Vernetzen mit anderen Hotelgästen sowie eine App, die angebotene Services zentral bündelt. „me and all“ ist also eine Marke der modernen vernetzten Welt. Nun soll ein Wettbewerb gemeinsam mit der Telekom weitere originelle Ideen bringen, was solch ein Hotel seinen Gästen an Vernetzung bieten könnte. Das klingt interessant! Anders als klassisch. Manchmal scheint der alte Spruch ja doch zu stimmen: Konkurrenz belebt das Geschäft. Der Markt wird bunter.