Du betrachtest gerade Der Traum von der Stadt im Meer

Aus dem Meer kam alles Leben und ins Meer kehrt es zurück? In San Francisco soll eine auf dem Meer schwimmende Bürostadt für etwa 1.000 Unternehmer entstehen. Große Namen sind mit dem Projekt verbunden, schreibt die Onlineausgabe der Zeitung „Welt“ in einem Artikel vom 25. Februar 2012. Peter Thiel, Mitgründer von PayPal, ist ebenso beim Projektteam wie Patri Friedman, Ingenieur bei Google. Er ist zugleich Gründer des Seasteading-Instituts, das es nach eigenen Angaben „einer kommenden Generation von Pionieren ermöglichen möchte, friedlich Ideen für neue Staaten“ und menschliches Zusammenleben zu testen. Das Projekt ist daher mehr als „nur“ ein Immobilienprojekt und liefert vielleicht irgendwann Ansätze, die sich auch auf Land umsetzen lassen? Wer weiß?

Eine Wasserstadt für 1.000 Menschen

„Blueseed“ heißt das Projekt, das etwa zwölf Meilen von San Francisco und Silicon Valley entfernt im Meer auf einem ehemaligen Kreuzfahrtschiff entstehen soll. Unternehmer aus der IT- und verwandten Branchen können sich hier vorübergehend aufhalten und müssen dabei weniger Visa-Auflagen erfüllen, als wenn sie sich auf Land in den USA niederlassen würden. Platz ist für bis zu 1.000 Unternehmer, die angeblich 1.200 US-Dollar pro Monat für ihren Aufenthalt zahlen sollen. Geht alles nach Plan, wird die Idee der schwimmen Stadt „Blueseed“ (oder Blue Seed) bereits bis 2013 in die Realität umgesetzt. Peter Thiel wird Blueseed voraussichtlich mit 500.000 US-Dollar unterstützen. Insgesamt wird das Projekt schätzungsweise 25 Millionen US-Dollar kosten.

Ein Poseidon Award für die erste Meeres-Community

Ein wichtiger Schritt für das Projekt könnte die Konferenz des Seasteading-Instituts vom 31. Mai bis zum zweiten Juni 2012 sein, bei der weitere Projektschritte beschlossen werden sollen. Die grundsätzlichen Ziele des Seasteading-Instituts sind ehrgeizig. Es hat den „Poseidon Award“ für die erste Community im Meer ins Leben gerufen, die mindestens fünfzig dauerhafte Einwohner hat, finanziell unabhängig ist, Raum auf dem Meer auf dem offenen Markt anbietet und politische Autonomie besitzt. Das Seasteading-Institut möchte den Preis 2015 vergeben. Man darf gespannt sein.

Ein schwimmender Pavillon in Rotterdam

Man muss nicht in die USA schauen, um auf Planungen für schwimmende Lebensräume und Arbeitsflächen zu stoßen. Und nicht immer sind es Pläne für autonome Staaten, die Entwickler, Planer und Visionäre antreiben. Wachsende Metropolen brauchen Platz; sodass sich das Meer geradezu anbietet. Anderswo könnte der Klimawandel irgendwann in Regionen dieser Welt verstärkt Land rauben und Leben und Arbeiten auf dem Wasser notwendig machen. Manche Pläne dafür wurden entworfen und verharren im Planungsstatus, wurden teils aufgegeben, weil sie (noch?) zu kühn, zu groß angelegt waren. Realisiert werden Projekte etwa in den Niederlanden, einem Land, das mit einem steigenden Meeresspiegel seine Probleme haben dürfte. Siedlungen aus schwimmenden Häusern bestehen bereits in IJburg und Maasbommel. Und in Rotterdam schwimmt mittlerweile ein fünfzig Meter langer Pavillon mit zwölf Metern Höhe. Architekt Bart Roeffen bezeichnet dieses Gebäude mit seinen drei Glaskuppeln auf den Seiten der ARD als erstes einer zukünftigen schwimmenden Stadt. Der Pavillon schwimmt aufgrund von Materialien mit sehr wenig Gewicht, die ebenso leicht wie stabil sind.

Lebensräume im Meer – und wo bleibt der Bedarf?

Abseits von Plänen, neue Formen des Zusammenlebens und -arbeitens auszuprobieren und Lebens- sowie Arbeitsräume für Menschen in Regionen zu schaffen, die zukünftig vielleicht überschwemmt werden, wird man sich fragen müssen, ob, wo und warum tatsächlich Bedarf für schwimmende Städte besteht. Die Stadtplanung von Städten an den Ufern großer Seen und den Küsten des Meeres sollte die Möglichkeit des Bauens auf dem Wasser in Betracht ziehen, aber nur als eine mehrerer möglichen. Weise Entscheidungen sind gefragt, Andererseits ist wohl auch Faszination eine Antriebsfeder für solche Projekte. So wie Menschen nicht alleine aus nüchternem Kalkül in die Höhe bauen, treibt sie wohl auch die Faszination aufs Meer hinaus, um dort eine ganz eigene Art von Immobilien zu bauen. Faszination ist ein mächtiger Antrieb. Auch bei Immobilienprojekten.