Manch ein Jugendlicher aus Nürnberg kennt die ehemalige Oberpostdirektion am Hauptbahnhof der Stadt wahrscheinlich nur in einem einzigen Zustand: weitgehend leer stehend. Nur im Erdgeschoss befindet sich noch eine Postfiliale, während die oberen Etagen des Gebäudes in guter Lage Nürnbergs seit 1994 auf irgendwen warten, der sie einer neuen Nutzung zuführt. Nun kommt allerdings Bewegung in die Sache. Aurelis Real Estate ist auf der Suche nach einem Käufer für die Immobilie. Der muss allerdings ein bisschen investieren, ehe der sie neu nutzen kann.
Ein spannender Rundbau am Bahnhof
Der charakteristische Rundbau am Nürnberger Hauptbahnhof stammt aus den 20er Jahren des 20sten Jahrhunderts. Bis 1994 diente er als Standort der Oberpostdirektion in Nürnberg. Seither steht es leer. Erst vor kurzer Zeit hat das Eisenbahnbundesamt den größten Teil der Immobilie nun für den Verkauf freigegeben. Der künftige Käufer kann sich auf ein über 8.000 m² großes Grundstück freuen, zudem auf den Rundbau mit fünf sowie auf einen Anbau mit sieben Stockwerken. Insgesamt bietet die Immobilie 22.000 m² Bruttogeschossfläche. Die Fassade des Rundbaus steht allerdings ebenso unter Denkmalschutz wie das Dach und die Steintreppe, die sich über die fünf Etagen zieht. Der künftige Gebäude-Besitzer wird das berücksichtigen müssen. Er wird auch in die Sanierung der Immobilie investieren müssen. er muss sich zwar wohl keine Sorge um das Satteldach der Immobilie machen, weil hier erst in den letzten Jahren undichte Stellen beseitigt wurden, schreiben die Nürnberger Nachrichten am 18. Januar. Allerdings stehen wahrscheinlich Arbeiten an, um Böden und Decken zu verstärken.
Bekommt Nürnberg ein neues Hotel?
Aktuell gäbe es ein Interessent, der die Immobilie für Büros oder Räume von Dienstleistern nutzen möchte, schreiben die Nürnberger Nachrichten. Ein anderer Investor plane eine „hochwertige Nobelherberge“, heißt es weiter. Hotelpläne für die Immobilie sind nicht neu. Bereits Anfang der 2000er hatte Nürnbergs damaliger Oberbürgermeister Ludwig Scholz öffentlich über ein Hotel in der ehemaligen Oberpostdirektion nachgedacht. Und 2011 stellten Nürnberg und aurelis die Immobilie auf der Immobilienmesse MIPIM in Cannes als möglichen Hotel-Standort vor. Nun könnten die Pläne realisiert werden. Oder wird doch irgendein anderes Projekt Realität? Sollte sich im kommenden Quartal kein ernsthafter Interessent herauskristallisiert haben, wird das Objekt wohl größer ausgeschrieben, heißt es im Artikel der Nürnberger Nachrichten. Und dann? Man wird sehen.
Ein Hotelmarkt mit guten Chancen
Die Allgemeine Hotel- und Gastronomie-Zeitung hat (AHGZ) in ihrer Druckausgabe vom 19. Januar Zahlen zu Nürnbergs Hotelmarkt veröffentlicht. Laut Artikel in der AHGZ wuchs der RevPar der Kettenhotellerie in Nürnberg innerhalb von zwölf Monaten bis einschließlich November 2012 um 10,3 Prozent und erreichte 58,50 Euro. Die Auslastung stieg um 1,1 Prozentpunkte auf 68,50 Prozent, die Zimmerrate (Zimmerpreis) wuchs von November 2011 bis November 2012 um 8,5 Prozent auf 85,40 Euro.
Schaut man auf den gesamten Hotelmarkt Nürnbergs, so stiegen die Hotelpreise 2012 hier um 6,2 Prozent, was hinter München das zweitbeste Ergebnis im Städtevergleich ist, schreibt die AHGZ und verweist zudem auf einen durchschnittlichen Zimmerpreis in Nürnberg von 88 Euro. Das hat eine Auswertung des Buchungsportals HRS ergeben. Diese Zahlen klingen dann so, als wäre auch für ein Hotel in der ehemaligen Oberpostdirektion noch Platz auf Nürnbergs Hotelmarkt. Allerdings gilt auch für Nürnberg: Einfacher werden die Zeiten für Hotels nicht unbedingt. „Projekte wie die für 2013 geplanten Häuser Holiday Inn Express, Hampton by Hilton und Sorat Hotel Saxx werden den Preisdruck erhöhen“, heißt es in der AHGZ. Ein mögliches Hotel in der Oberpostdirektion müsste sich also auf einen härteren Konkurrenzkampf einstellen und ihn erfolgreich bestehen.