In Wien ist ein Hotel geplant. Das ist erst einmal nichts Außergewöhnliches. Außergewöhnlich wird das Projekt in Wiens Mariahilfer Gürtel erst durch die Materialien, die beim Bau verwendet werden: Algen und Holz. Ungewöhnlich ist daneben auch der geplante erste Schritt der Finanzierung. Der Initiator des Bio-Vollholz-Hotels, Willi Them, möchte hier auf Crowdfunding setzen, also auf eine Finanzierung, die viele kleinere Investoren zusammenbringt. Die Mindestinvestition soll allerdings so hoch sein, dass von einem echten Crowdfunding vielleicht schon keine Rede mehr sein kann. Aber der Reihe nach.
Was in Wien geplant ist
Willi Them ist Besitzer eines Handelsunternehmens für Klebstoffe, daneben Projektentwickler des geplanten 1. Öko-Vollholz-Hotels in Wien und Gründer der 1. Plattform für Immo-Crowdfunding. Sollte das Projekt realisiert werden, wird er zudem voraussichtlich der Namensgeber des Hotels sein, das „Hotel Them“ heißen soll. Auf dem Grundstück „Mariahilfer Gürtel 33“, auf dem Them das Hotel errichten möchte, steht bisher noch ein Mietshaus. Via Crowdfunding soll das Geld zusammenkommen, um dieses Haus zu kaufen, dessen Wert laut der Niederösterreichischen Nachrichten (NÖN) bei 1,35 Millionen Euro liegt. Investoren können sich mit einer Summe ab 100.000 Euro beteiligen und werden dafür ins Grundbuch eingetragen. Ein Verkauf der Beteiligung soll jederzeit möglich sein. Die Hürde von 100.000 Euro ist allerdings so hoch, dass das von Them initiierte Immo-Crowdfunding nicht mehr viel mit klassischem Crowdfunding zu tun hat, bei dem die Mindestinvestition von Kleininvestoren meistens weitaus geringer ist. Dennoch ist die Art der Finanzierung außergewöhnlich und … macht vielleicht Schule?
Für den Hotelbau soll das Mietshaus abgerissen werden. Die Summe für den eigentlichen Bau des Hotels in Höhe von voraussichtlich vier Millionen Euro soll im zweiten Finanzierungsschritt mit Hilfe einer Anleihe zusammenkommen. Laut NÖN wird die Anleihe eine Laufzeit von zwölf Jahren haben und eine Jahresverzinsung von fünf Prozent bieten. Einen Betreiber für das künftige Hotel hat Willi Them auch bereits gefunden: den Hotelier Alexander Ipp aus Retz, der bereits vier sogenannte Ipp Hotels betreibt. „Gute Stimmung im Unternehmen ist wichtigere Basis als jedes Wissen und Kapital. Nur positiv denkende Menschen strahlen auch als herzliche Gastgeber“, heißt es zur Philosophie dieser Hotels.
Das Besondere am Wiener Hotelprojekt
Geht alles nach Plan, dann wird es etwa ein Jahr lang bis zur Baugenehmigung für das Hotelprojekt dauern. Funktioniert dann noch immer alles nach Plan, dauert es ein weiteres Jahr, bis das Hotel fertig gestellt ist. Gebaut werden soll das Hotel mit fünf Etagen und 48 Zimmern aus Holz. Die Holzzimmer werden vorproduziert und dann an Ort und Stelle zusammengebaut, heißt es. Zusätzlich wird es ein sechstes Geschoss geben, das Dachgeschoss, in dem ein Fitnessstudio eingerichtet wird. Wer als Gast hier trainiert, soll – etwa über Spinning-Geräte – Energie erzeugen, für die er auch entlohnt wird. Der Betrag wird von der Hotelrechnung abgezogen, schreiben die NÖN, in denen auch von „verleimten, blanken Holzplatten“ als Baumaterial fürs Hotel die Rede ist.
Alle sechs „CLT-Geschosse“ sollen in 14 Arbeitstagen fertig sein, heißt es auf Immo-crowdfunding.com. Will Them verspricht dabei ein nicht alpenländisches, sondern modernes Design fürs Haus. Neben der Holzbauweise ist die Fassade des Hotels eine Besonderheit. Auf Immo-crowdfunding.com ist von einem „Fassadensystem mit gebäudeintegrierter Photovoltaik und „Algen-PBR-Paneelen“ (PBR = Photo-Bio-Reaktor)“ die Rede sowie von einem regenerativen „Enegiekonzept durch Algen PBR-Paneele mit kontrollierter Produktion von Energie und Biomasse“. Algen wachsen als Teil der Fassade in einer Nährflüssigkeit, produzieren verheizbare Biomasse und allergenfreien Sauerstoff, spezifizieren die NÖN die Sache.
Die Algenfassade – ein mögliches Vorbild aus Hamburg
Völlig neu ist die Idee einer Biomasse produzierenden Algenfassade natürlich nicht. Ein mögliches Vorbild gibt es beispielsweise mit einem der sogenannten Smart Material Houses in Hamburg. Im Rahmen der Internationalen Bauausstellung IBA Hamburg entstanden mehrere solcher Häuser, mit denen neue und intelligente Baustoffe gezeigt werden. Das Haus mit der Algenfassade heißt BIQ und wurde vom Investor „KOS Wulff Immobilien GmbH“ zwischen Dezember 2011 und März 2013 zusammen mit dem Co-Investor „Strategic Science Consult GmbH“ realisiert. „In Glaselementen seiner ‚Biohaut’ werden Mikroalgen gezüchtet, die zur Energieerzeugung genutzt werden und gleichzeitig die Steuerung von Licht und Schatten kontrollieren können“, berichtet die IBA Hamburg. Das Haus in Hamburg-Wilhelmsburg hat laut Biq-wilhelmsburg.de vier Geschosse und ein Staffelgeschoss sowie insgesamt etwa 1.600 m² Bruttogeschossfläche. BIQ in Hamburg setzt Akzente für nachhaltiges Bauen. Das geplante Hotel in Wien würde es wohl auch tun. Warten wir ab, ob es Realität wird.
Am besten gefällt mir, dass der beim Sport erzeugte Strom von der Hotelrechnung abgezogen wird… Und wer nur die Treppen nutzt, und nicht den Lift, bekommt der auch auch eine Gutschrift? 😉