Düsseldorf ist attraktiv, weil es in Düsseldorf Altbier gibt. Das sagen die einen. Andere mögen die Stadt wegen der Königsallee, wieder andere wegen der großen japanischen Gemeinde und manch böse Zunge sagt, der Grund für Düsseldorfs Attraktivität liegt alleine in der Nähe zu Köln; solch böse Zungen wohnen dann meistens nicht in Düsseldorf, sondern beim Nachbarn mit Dom. Aus Sicht von Logistikern zählen andere Werte mehr als die aufgezählten und als Logistikstandort macht Düsseldorf aktuell positive Schlagzeilen. Das Unternehmen Henkel baut auf seinem Werksgelände in Düsseldorf ein etwa 16.000 m² großes modernes Lagerzentrum und bestätigt damit sein „ja“ zum Standort. Zugleich kommen gute Nachrichten von Colliers International. In der Studie „Top European Logistics Hubs“ des Unternehmens landete die Stadt im „Balanced Scenario“, das eins von drei ausgearbeiteten Szenarien der Studie ist, auf Platz 1 der Top-10 Logistik-Standorte in Europa. Da wird es vielleicht Zeit für die Suche nach Antworten auf die Frage, wo Düsseldorf als Logistikstandort punktet? Ja, wird es. Aber beginnen wir doch mit Henkel.
Henkel baut
Die Entscheidung des Unternehmens Henkel, das neue Zentrallager für Wasch- und Reinigungsmittel in Düsseldorf zu bauen, könnte natürlich daran liegen, dass Henkel bereits seit langer Zeit in Düsseldorf ansässig ist. Das ursprünglich in Aachen gegründete Unternehmen zog bereits 1878 und damit etwa zwei Jahre nach seiner Gründung nach Düsseldorf. In den Folgejahren gab es 1900 noch einen größeren Umzug innerhalb der Stadt: nach Düsseldorf-Holthausen, wo nach wie vor die Henkel-Firmenzentrale liegt. In den letzten Jahren habe man weit über 100 Millionen Euro in der Stadt investiert, wird das auch für den Unternehmensbereich Laundry & Home Care zuständige Mitglied des Vorstands Bruno Piacenza in einer Pressemitteilung des Unternehmens vom 24. Mai 2013 zitiert. Nun folgen weitere 35 Millionen Euro für das neue Zentrallager, für das der Grundstein am Erscheinungstag der Pressemitteilung gelegt wurde.
Das neue Lager wird als Teil eines neuen Logistikkonzepts für den Unternehmensbereich Laundry & Home Care vier andere ersetzen, von denen zwei in Düsseldorf liegen und je eins in Ostdeutschland und in Stuttgart. Das Lager wird Gesamtdeutschland sowie das benachbarte Ausland mit Wasch- und Reinigungsmitteln versorgen. Es entsteht auf einem 150 Meter mal 200 Meter großen Grundstück als Hochregallager mit einem vorgelagerten Gebäude. Geht alles nach Plan, wird der Neubau 2014 fertig sein. Dann soll das neue Lager Platz für 90.000 Paletten mit bis zu 25 Millionen Paketen Wasch- und Reinigungsmittel bieten. Pro Stunde können hier dann 15 LKW parallel beladen werden, berichtet Henkel. Die gesamte Umschlagkapazität soll bei über 1,2 Millionen Paletten jährlich liegen. Auf eine energieeffiziente Logistik wird beim Neubau auch geachtet. „Durch die Automatisierung des Lagers und die direkte Anbindung an die Produktion mittels Förderstrecke werden pro Jahr rund 1,5 Millionen Gabelstapler-Bewegungen eingespart“, heißt es in der Mitteilung vom 24. Mai. Das Lager ist gemäß LEED zertifiziert.
Düsseldorf ist Top-Logistikstandort
„Als Stadt im Zentrum Europas ist Düsseldorf auch ein idealer Standort für Produktion und Logistik“ antwortete Henkel-Chef Kasper Rorsted in einem am 22. Juni veröffentlichten Interview mit der Rheinischen Post auf die Frage, ob das Henkel-Stammland Deutschland und die Zentrale in Düsseldorf angesichts eines kräftigen Wachstums des Unternehmens in Regionen wie China, Lateinamerika oder Russland an Gewicht verlieren. Die Antwort war ein klares „nein“ und das Lob für Nordrhein-Westfalens Hauptstadt, die – neben wahrscheinlich vielen weiteren Vorteilen – mit ihrer Toplage wirbt. „Düsseldorf bietet durch seine zentrale Lage und die hervorragenden Verkehrsanbindungen Zugang zu den europäischen Märkten“ heißt es auf Duesseldorf.de, der offiziellen Internetseite der Stadt. Die Industrie- und Handelskammer zu Düsseldorf wirbt ebenfalls für die Verkehrsinfrastruktur der Stadt, natürlich einerseits mit dem Flughafen, dem drittgrößten Deutschlands. Darüber hinaus ist Düsseldorf ans Autobahnnetz über die Autobahnen A 3, A 44, A 46, A 52 und A 57 angeschlossen und ans deutsche Wasserstraßennetz über den Neuss-Düsseldorfer-Häfen als drittgrößten Binnenhafen Deutschlands. Düsseldorf besitzt darüber hinaus mit dem Düsseldorfer Hauptbahnhof und dem Bahnhof Düsseldorf Flughafen Fernbahnhof zwei Fernbahnhöfe im DB-Streckennetz und ist weniger als 300 Kilometer von Amsterdam, Brüssel und Frankfurt am Main sowie weniger als 600 Kilometer von Berlin, London und Paris entfernt.
Düsseldorf und die drei Szenarien
Die Studie „Top European Logistics Hubs“ von Colliers International geht davon aus, dass die Erweiterung der Europäischen Union, die fortwährende Entwicklung der Infrastruktur sowie das Wachstum des Konsumenten-Markts in Zentral- und Osteuropa die Logistikstrukturen in Europa verändern sowie das Entstehen neuer Frachtverkehrsrouten fördern. Das wird für manche bereits heute bestehenden Logistikzentren Vorteile und für andere Nachteile bedeuten. Aber für welches Zentrum bedeutet das genau was? Colliers International hat anhand der sechs Faktoren 1) Infrastruktur und Erreichbarkeit, 2) Marktzugang mit der Größe und Stärke der die Stadt umgebenden Region in Bezug auf Kennwerte wie Bevölkerungszahl, Bruttoinlandsprodukt und das prognostizierte BIP-Wachstum, 3) Betriebskosten am jeweiligen Standort, 4) Kapazität des Arbeitsmarktes, 5) Logistikkompetenz vor Ort sowie 6) Wirtschaftsumfeld (Wirtschaftsfreundlichkeit) drei Zukunftsszenarien geschaffen (Produktion, Distribution, Balance). Eins der drei Szenarien analysiert die Städte aus Sicht produzierender Unternehmen, ein zweites Szenario aus Sicht logistischer Unternehmen und es existiert ein Balance-Szenario, das die Anforderungen beider Gruppen in etwa gleich berücksichtigt.
Die sechs Faktoren wurden für die drei Szenarien jeweils unterschiedlich gewichtet. So macht etwa der Faktor „Betriebskosten (3) im Szenario „Produktion“ Szenario 45% aus, im Szenario „Distribution“ nur 15 und im ausbalancierten Szenario 20%. Marktzugang ist der wichtigste Faktor im Szenario „Distribution“ (45%), während er im Szenario „Produktion“ nur 10% und im ausbalancierten Szenario 20% ausmacht. Nimmt man das ausbalancierte Szenario, so steht Düsseldorf auf Rang 1 der Top-20. Wie die auf den Folgerängen platzierten Städten Antwerpen und Rotterdam (Niederlande) und Brüssel (Belgien) profitiert Nordrhein-Westfalens Hauptstadt in diesem Szenario von einer exzellenten Infrastruktur, einem guten Wirtschaftsklima, der Nähe zu wichtigen europäischen Häfen und Flughäfen sowie zu den größten Konsummärkten. Darüber hinaus profitieren die Städte – so Colliers International – von einer vergleichsweise gut ausgebildeten Pool an Arbeitskräften.
Im Szenario „Distribution“ landet Düsseldorf hinter Antwerpen und Rotterdam auf Rang 3. Für Unternehmen, die im Vertrieb aktiv sind, ist die Nähe zum Endkunden sowie die Existenz von gut ausgebauter Infrastruktur wichtig, um Güter schnellstmöglich auszuliefern. Für das gute Abschneiden Düsseldorfs in diesem Ranking sorgt unter anderem Düsseldorfs Platzierung in einem anderen: In der Top-15-Liste der Städte, von denen aus man in neun Stunden die meisten Menschen erreicht, liegt Düsseldorf mit 163 Millionen Menschen auf Platz 2. Im Szenario „Produktion“ landet Düsseldorf nur auf Rang 9 von 20. Hier sind (möglichst niedrige) Kosten von immenser Bedeutung und diese Vorteile bieten eher Standorte wie Kiew (Rang 1), Istanbul (Rang 2) und Bratislava (Rang 3) als Düsseldorf.
Das kleine Fazit
Schaut man sich die einzelnen Szenarien an, so wirkt Düsseldorf wie ein nahezu perfekter Standort für all diejenigen Unternehmen, die die Verteilung von Gütern an Endkunden organisieren. Das macht die Attraktivität der Stadt aus: für Logistiker auf Arbeit. Für andere vermag das Altbier vielleicht dann doch noch mehr zu überzeugen?
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