Im Mai 2010 stellte der Projektentwickler Tishman Speyer den Bauantrag für ein bereits seit längerer Zeit in Frankfurt geplantes Hochhausprojekt: den Taunusturm. Die Vorvermietung lag damals bei 35 Prozent und als Hauptmieter schien die international agierende Anwaltskanzlei Clifford Chance festzustehen. Dann sprangen die Anwälte ab und der Taunusturm wurde auf Eis gelegt. Jetzt gibt’s eine Wiedergeburt des Projekts. Die Vorvermietungsquote liegt bei null Prozent und gebaut werden soll dennoch.
2013 ist alles fertig?
Die Arbeiten beginnen laut Medienberichten noch im Januar. Ginge alles nach Plan, wäre das gesamte Projekt dann Ende 2013 fertig und würde hoffentlich passende Mieter finden. Ob alles nach Plan geht, ist bei diesem Projekt, das ein wenig wie eine unendliche Geschichte wirkt, aber noch die Frage.
1998 – die Geburt des Projekts Taunusturm
Im Grunde begann die Geschichte des Taunusturms bereits 1998. Damals beschloss die Stadt Frankfurt auf Basis ihres Hochhausrahmenplans den Bau eines 135 Meter hohen Hochhauses im Frankfurter Bankenviertel: auf dem Areal zwischen Japan-Center und Taunusanlage. Im Jahr 2000 veranstaltete die damals auf dem Areal ansässige Commerzbank-Tochter Rheinische Hypothekenbank, die später in der Eurohypo aufging, dann einen Wettbewerb für die Realisierung des Projekts. Diesen Wettbewerb gewann das Architekturbüro Gruber + Kleine-Kraneburg. Die Rheinische Hypothekenbank zog in der Folgezeit als Teil der Eurohypo nach Eschborn, sodass fortan die Commerzbank das Projekt „Taunusturm“ weiterplante, um irgendwann selbst ins realisierte Gebäude einzuziehen. 2005 gab es eine erste Baugenehmigung, 2007 den Rückzug der Commerzbank aus dem Projekt. Ende 2007 kamen die Unternehmen Commerz Real AG und Tishman Speyer ins Spiel. Zunächst hieß es, die beiden neuen Projektentwickler würden den alten Entwurf von Gruber + Kleine-Kraneburg umsetzen. Bereits im Mai 2008 wurde jedoch eine überarbeitete Variante angekündigt. Die kam im Februar 2009. In der Planung waren nun zwei Hochhäuser: ein 39-stöckiger und 160 Meter hoher Büroturm und ein sechzig Meter hohes Wohnhaus mit den Wohnungen, die die Stadt Frankfurt fürs Projekt zur Auflage gemacht hatte. Den passenden Bauantrag gab es – wie bereits geschildert – im Mai 2010, das Aus einige Wochen später.
Wiedergeburt und neue Kapitel einer langen Geschichte
Manche Geschichten scheinen wirklich endlos zu sein. Die Geschichte des Taunusturms war mit dem Aus im Juli 2010 jedenfalls nicht vorbei. Nun heißt es wieder: Es wird gebaut. Nach wie vor sind Tishman Speyer und die Commerz Real AG die Planer und Gruber + Kleine-Kraneburg heißen die Architekten. Der nun geplante Wolkenkratzer soll 170 Meter hoch werden, 60.000 m² Bürofläche auf vierzig Stockwerken bieten und als „Green Building“ realisiert werden. Auch der Wohnturm ist weiterhin Bestandteil der Planung. Geht es nach dem Willen der Planer, wird er 63 Meter hoch und bietet Platz für fünfzig Eigentumswohnungen. Widerstand gegen das Projekt kommt aus Kreisen der Stadtpolitik. Derzeit streiten die Politiker um jenen Hochhausrahmenplan, mit dem einst alles begann und der eigentlich auf dem Areal des Taunusturms nur eine Bebauung bis zu einer Höhe von 135 Metern zulässt. „Der Rahmenplan ist nicht bindend“, sagen die einen, während die anderen monieren, er sei hinfällig, wenn man sich nicht an ihn halte. Und der Taunusturm? Das Projekt steht in den Startlöchern. Und steht… und steht… lange schon. Unendliche Geschichten haben viele Kapitel. Wie wohl das nächste aussehen wird?