Du betrachtest gerade Mecklenburg-Vorpommern: Wohnen am Wasser – Schwerin und seine Waisengärten

Dass Mecklenburg-Vorpommern durch seine zahlreichen Gewässer profitiert, steht außer Frage. Auch Wohnen in Wassernähe, sei es in Rostock-Warnemünde oder in den anderen Seebädern, erfreut sich großer Beliebtheit. Nun will auch die Landeshauptstadt Schwerin aus seiner direkten Lage am Schweriner See wohntechnischen Nutzen ziehen.

Um als Wohnstandort attraktiver zu werden und der Abwanderung der Landbevölkerung in die Städte vom Wohnangebot her gerecht zu werden, stehen bereits seit geraumer Zeit die so genannten „Waisengärten“ auf der Projektliste für Wohnungsneubauten. Direkt am Schweriner See gelegen, beherbergte das Areal ursprünglich Grün- und Kleingartenanlagen. Hierin begründeten sich auch die ersten Anlaufschwierigkeiten bei der Vermarktung – es gab zahlreiche Proteste von Umweltschützern und Kleingärtnern gegen die Neubaupläne. Mittlerweile wurden umfangreiche Entschädigungen für die Kleingärtner erwirkt und die politische Stimmung ist mehrheitlich für die Projektrealisierung. Allein an potenziellen Investoren mangelt es derzeit noch.

Dabei punkten die Waisengärten neben ihrer unmittelbaren Nähe zum See auch mit ihrer Anbindung an den Schweriner Stadtteil Schelfstadt, ein beliebtes, gewachsenes Quartier mit historischen Bauten und vielen kleinen Läden. Die Nettokaltmieten liegen in diesem Stadtteil mit 6 – 7 Euro pro Quadratmeter deutlich über dem Mietspiegel von Schwerin für vergleichbare Lagen (5,05 Euro pro Quadratmeter). Im ersten Schritt soll ein 24.000 Quadratmeter umfassendes Areal in 2. Reihe zum See, das auch das ehemalige Gelände der Polizei umfasst, vermarktet werden. Der Bebauungsplan sieht hier Stadthauszeilen mit Miet- bzw. Eigentumswohnungen vor, die maximal drei Geschosse plus Dach bzw. Staffelgeschoss haben dürfen. Dieser erste Teil der Bebauung spricht so eine breite Bevölkerungsschicht an. Auf den späteren Bauabschnitten direkt am See sollen dann exklusivere Immobilien entstehen, die voraussichtlich 2 Vollgeschosse + Dach haben werden.

Für den ersten Bauabschnitt sieht die EGS, die landeseigene Entwicklungsgesellschaft Schwerin, die sich für das Projekt Waisengärten verantwortlich zeichnet, vor, dass sich Investoren bzw. Bauherren zusammen mit Architekten als Team bewerben, dann im zweiten Schritt ein Konzept erarbeiten und präsentieren, um dann im dritten Stepp ein Gebot abzugeben. Laut EGS soll aber nicht nur der Gebotspreis (als Leitlinie gilt der Bodenrichtwert, der in Schwerin für vergleichbare Lagen bei 130 bis 160 Euro pro Quadratmeter liegt) ins Kalkül gezogen werden, sondern das Gesamtkonzept und seine städtebauliche Qualität bei der Vergabe eine Rolle spielen. 

Bleibt zu hoffen, dass sich, nun da die politischen Hindernisse aus dem Weg geräumt sind, zahlreiche Investoren mit ansprechenden Konzepten finden, damit die „Waisengärten“ in Zukunft ihrem Namen nicht alle Ehre machen und „verwaisen“, statt neuen, modernen und innerstädtischen Wohnraum zu schaffen.