Investoren aus Katar interessieren sich für das Areal des ehemaligen Flughafens Elliniko in Athen. Für Griechenland wäre eine Realisierung ihrer Pläne einer von vielen Schritten zu einer Privatisierung staatlichen Eigentums, die indirekt zum Abbau der immensen Schulden beiträgt. Leidtragende wären aber möglicherweise die Einwohner der griechischen Hauptstadt. Die ursprünglichen Pläne für das Areal gefielen vielen Athenern wahrscheinlich besser.
Pläne für einen Ex-Flughafen
Der Flughafen Elliniko wurde im Jahr 2001 zugunsten des neuen Flughafens Athen-Eleftherios Venizelos geschlossen. 2004 diente das Elliniko-Areal im Rahmen der Olympischen Sommerspiele zeitweise als „Elliniko Olympic Complex“: Hangars wurden dafür zu Sporthallen umgebaut. Investoren aus Katar haben aktuell ganz andere Pläne. Möglicherweise werden hier in Zukunft ein schwimmendes Casino, Fünf-Sterne-Hotels, ein Hafen für Luxus-Yachten sowie ein Konferenzcenter und ein VIP-Flughafen entstehen. Das über sechshundert Hektar große Areal, für das sich die Investoren interessieren, umfasst neben dem ehemaligen Flughafen auch eine ältere Start- und Landebahn des Militärs und weitere Immobilien.
Eine mögliche Investition mit Symbolcharakter
Mit den Investoren aus Katar verhandelt der griechische Staatsminister Haris Paboukis seit Oktober 2010. Er sieht Chancen auf Einnahmen von fünf bis sieben Milliarden Euro, wenn ihnen das Nutzungsrecht für das alte Flughafengelände überlassen wird. Nutzungsrecht bedeutet dabei nicht einmal, dass das Areal an Katar verkauft werden müsste. Das alles klingt zwar nicht unbedingt nach der endgültigen Rettung Griechenlands, aber immerhin wie ein größerer Tropfen auf den berühmten heißen Stein. Und eine ausreichende Anzahl größerer Tropfen kühlt auch heißeste Steine irgendwann vielleicht doch einmal ab. Schließlich darf man auch den Symbolcharakter des möglichen Projekts nicht unterschätzen. Eine Großinvestition aus Katar mitten in einem derzeit krisengeschüttelten Land mag weitere potenzielle Investoren etwas beruhigen und zu der Überlegung animieren, ob sie nicht auch selbst in Griechenland irgendwie gewinnbringend investieren könnten.
Investorenpläne bedeuten möglicherweise das Aus für einen Stadtpark
Gibt es Probleme bei der Sache? Ja, es gibt Probleme! Ursprünglich hatte Athen nämlich ganz andere Dinge mit dem Flughafenareal vor. Da die Stadt dringend Grünflächen benötigt, sollte der ehemalige Flughafen komplett in einen Park umgewandelt werden. Etwa ein Jahr, bevor Giorgos Andrea Papandreou Ministerpräsident in Griechenland wurde, soll unter anderem er 2008 versprochen haben, dass aus dem gesamten Elliniko-Areal einer der größten Stadtparke Europas werde, der nur dem öffentlichen Interesse und allen Einwohnern der Region Athen dient. Das klingt so gar nicht nach dem, was die Investoren aus Katar vorhaben. Das möglicherweise von ihnen geplante Casino und der VIP-Flughafen wären wohl Einrichtungen, die die meisten Athener eher nur von außen sehen. Der Park wäre dagegen allgemein zugänglich und würde bestenfalls ein beliebter Treffpunkt an Sommertagen werden.
Weitere Steine im Weg
Die Welt am Sonntag zitierte zuletzt die griechische Zeitung „Eleftherotypia“ mit der Aussage, auch die deutsche Bundesregierung habe sich mittlerweile gegen eine allzu schnelle Einigung von Griechenland und Katar über die Zukunft des Elliniko-Areals ausgesprochen und eine europaweite Ausschreibung angemahnt. Zudem – so die Welt am Sonntag – seien bei etwa fünfzig Prozent des gesamten Areals die Eigentumsverhältnisse nicht eindeutig geklärt. Das macht Verhandlungen mit potenziellen Investoren wie denen aus Katar nicht einfacher. Dennoch soll Katars Botschafter in Griechenland, Hamad bin Abdullah al-Misnad, noch im Mai 2011 gesagt haben, das Interesse seines Landes an Elliniko sei nach wie vor lebendig. Griechenland steht nun vor einer schwierigen Entscheidung.
Ein bisschen Hoffnung zum Abschluss
Verabschiedet sich Athen von den geplanten Grünflächen, müssten die Bürger der Stadt einmal mehr zurückstecken. Eine Athener Stadtentwicklung, die vor allem den Einwohnern zugute kommt, ist in Griechenland allerdings derzeit wohl nicht die dringlichste Aufgabe. Das wird nicht einfach zu kommunizieren sein. Sollte sich Griechenland irgendwann halbwegs gesund aus dem Schuldensumpf ziehen, bleibt zu hoffen, dass nicht nur der Staat, sondern auch alle seine Einwohner davon profitieren. Ein neuer Stadtpark in Athen wäre dann schon einmal ein Anfang.