Du betrachtest gerade Wohnungsmarkt Aachen – wohin mit all den Studenten?

Aachen im nordrheinwestfälischen Dreiländereck (Deutschland, Belgien, Niederlande) bekommt ein Problem. Freuen darf sich die Stadt in den kommenden Jahren voraussichtlich über deutlich steigende Studentenzahlen für ihre Hochschulen. Allerdings werden vermutlich über fünfzig Prozent der neuen Studenten auch Wohnraum in der Stadt und in unmittelbarer Umgebung beanspruchen. Das ist ohne Zweifel eine Herausforderung für den Aachener Wohnungsmarkt, der sich die Stadt derzeit stellt.

Die Studenten kommen!

Bis zu 50.000 zusätzliche Studenten werden 2011 aufgrund der abgeschafften Wehrpflicht in Deutschlands Hochschulen drängen. Das prognostizierte Ludwig Spaenle, der damalige Präsident der  Kultusministerkonferenz, in einem Artikel des Handelsblatts vom Oktober 2010. Laut Nordrhein-Westfalens Wissenschaftsministerin Svenja Schulze werden es im Herbst 2011 in NRW insgesamt 9.500 zusätzliche Studierende sein. Das statistische Landesamt Nordrhein-Westfalen gab die Zahl der Studierenden im Bundesland fürs Wintersemester 2010/2011 und damit für eine Zeit noch vor der ausgesetzten Wehrpflicht mit 528.700 an: Rekord für NRW. Ebenso ein Rekord waren damals die Zahlen für die Studienanfänger: 84.400 Menschen hatten sich im Wintersemester für ein Studium eingeschrieben. Die Stadt Aachen und ihre beiden größten Hochschulen, die Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen (RWTH) und die Fachhochschule Aachen, rechnen vom Wintersemester 2011 an bis 2015 mit 7.000 zusätzlichen Studierenden.

Aachen kennt studentische Wohnungsnot bereits

Schätzungen zufolge werden etwa 3.500 der neuen Aachener Studenten auch auf dem Wohnungsmarkt aktiv werden. Die Stadt ist sich der Herausforderung bewusst, denn sie weiß bereits, wie studentische Wohnungsnot aussehen kann. Anfang der 80er Jahre hatte sich die Situation in Aachen so zugespitzt, dass Eisenbahnwaggons als Unterkünfte dienten. Auch für die kommenden Jahre existieren Notfallpläne, berichtete etwa der Deutschlandfunk Mitte Juni 2011. Notfallpläne kalkulieren Kasernen der Bundeswehr und Containerdörfer als Notunterkünfte ein, allerdings glaube niemand, dass sie nötig sein werden, hieß es weiter.

Aachen handelt

Damit es nicht soweit kommt, ruft die Stadt derzeit Vermieter und Investoren auf, neuen Wohnraum zu entwickeln. Zwei Lotsen im Fachbereich Wohnen der Stadt sollen dabei als Ansprechpartner dienen: ein Lotse „Bauen“ und ein Lotse „Wohnen“. Während der Lotse „Bauen“ mit potenziellen Investoren spricht, führt der Lotse „Wohnen“ Gespräche mit Hausbesitzern, die zusätzlichen Wohnraum in ihren Immobilien schaffen können. Derzeit wird analysiert, wo in Aachen sich Büro- oder Logistikimmobilien oder ehemalige Einzelhandelsflächen für eine Umnutzung zum studentischen Wohnraum eignen. Als Schwierigkeit hinzu kommt allerdings, dass zumindest ein Teil des zusätzlichen Wohnungsbedarfs für Studenten in Aachen wohl nur temporär sein wird. Bis 2018 soll sich die Zahl der Aachener Studierenden von etwa 45.000 wieder auf 41.000 absenken. Spätestens dann werden Konzepte folgen müssen, was mit nicht mehr notwendigem studentischen Wohnraum geschieht.

Auch die Region „Euregio“ ist betroffen

Aachen möchte die aktuelle Aufgabe, mehr Studenten-Wohnraum zu schaffen, nicht alleine stemmen, sondern sucht auch das Gespräch mit dem in- und ausländischen Umland. Profitieren könnte beispielsweise die direkt bei Aachen liegende niederländische Gemeinde Vaals. Sie verspricht sich einiges von Aachens neuem Campus, der voraussichtlich 10.000 Arbeitsplätze schafft, und auch von Studenten und Professoren, die in den kommenden Jahren Wohnungen suchen. Ob der mögliche Zuzug von mehr Deutschen aber problemlos verläuft, bleibt abzuwarten. Etwa ein Drittel der Bevölkerung von Vaals bestehe aus Deutschen, schrieb etwa Zeit Online Anfang des Jahres. Die hohe Zahl Deutscher habe zu einem Verdrängungsprozess geführt, da „Grundstückspreise und Mieten in den vergangenen 10 Jahren um bis zu 50 Prozent“ gestiegen seien. Nicht immer sind sich Deutsche und Niederländer in Vaals daher wohl gesonnen. Das Thema „Wohnraum für Studenten im Dreiländereck“ hat erstaunlich viele Facetten.