Du betrachtest gerade Aktuelle Immobilientrends, Teil I — Wohnen auf Probe

Auch die Immobilienwirtschaft kennt Trends; sie mögen etwas langfristiger ein als die in der Modebranche, aber auch sie sind wechselhaft. Einen dieser Trends hat das Magazin Focus in jüngster Zeit festgestellt: den Trend zum Wohnen auf Probe. Einen weiteren Trend, den zum Erwerb einer Eigentumswohnung, werden wir Ihnen in einem zweiten Teil dieses Artikels vorstellen.

Probewohnen im Luxus

Übers Wohnen auf Probe berichtete die Online-Ausgabe des Magazins Focus in ihrer Ausgabe vom 29. Mai 2010. Eins der im Artikel genannten Beispiele ist das mögliche Probewohnen in Luxuswohnungen des Münchner Stadtteil Au-Haidhausen. Anbieter ist das Immobilien-Unternehmen Bauwerk Capital. L10 nennt sich das Projekt, weil es in der Münchner Lilienstraße 10 steht. Es bietet insgesamt zehn „großzügig gestaltete Einheiten mit Grundrissen zwischen 140 und 327 m²“, schrieb das Unternehmen selbst in einer Nachricht vom Ende des Monats März 2010. Eine der Wohneinheiten, so das Unternehmen weiter, kann für ein Wochenende zur Probe bewohnt werden.

Ein Instrument gegen Bevölkerungsschwund

In der sächsischen Stadt Görlitz wurde fürs Probewohnen eigens ein Projekt aus der Taufe gehoben. Urheber des Forschungsprojekts „Probewohnen“ sind Wissenschaftler der Dresdner Universität und die Stadt Görlitz. Als Wohnfläche zum Probewohnen dienen Altbauten im Zentrum von Görlitz. Das Ziel des bereits seit etwa zwei Jahren laufenden Programms: einen Beitrag dazu zu leisten, den Schwund der Einwohner in der Stadt zu stoppen. Nach Informationen von Focus gab es fast 1.000 Interessenten für das Probewohnen in Görlitz. Und ungefähr zwanzig Prozent der Leute, die tatsächlich in Görlitz zur Probe wohnten, sollen sich anschließend für einen Verbleib in der sächsischen Stadt entschieden haben. Manchmal braucht es gute Ideen, um Bevölkerungsschwund zu stoppen.

Vorteile für alle Seiten

Es gibt weitere Beispiele für derartige Aktionen, die für den Probebewohner allerdings selten umsonst sind. Als Methode, einige Mieten einzusparen, dient solch ein Probewohnen also eher nicht. Aber es bietet einem potenziellen Mieter oder Käufer die Chance, eine Wohngegend intensiver kennen zu lernen, bevor er sich für sie entscheidet. Für Verkäufer und Vermieter von Immobilien ist es eine Möglichkeit, Interessenten für Immobilien zu finden, bei denen es sich potenzielle Käufer oder Mieter nicht einfach mit einer Entscheidung machen: sei es nun wegen eines relativ hohen Preises der Immobilie oder wegen eines vielleicht nicht optimalen Images des Standorts. Vielleicht wird es bald tatsächlich noch wesentlich mehr Probewohn-Angebote geben? Dann wäre es durchaus gerechtfertigt, von einem neuen Trend zu sprechen.