Altbauten sind begehrte Immobilien. Viele Altbauten sollten abgerissen werden und Neubauten weichen. Was wie ein Widerspruch klingt, ist beides eine für Deutschland gültige Aussage: das eine als in bayerischen Großstädten zu beobachtender Trend, das andere als Forderung aus einer Studie der Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“. Es zeigt sich wohl einmal mehr: Altbau ist nicht gleich Altbau.
Von begehrten und weniger begehrten Häusern
„Ein schönes Haus aus der Gründerzeit in einer guten Lage reißt man uns zurzeit aus der Hand“, wird Walter Plank, der Geschäftsführer des Verbands der Immobilienverwalter in Bayern, in den Nürnberger Nachrichten zitiert. Die Nachfrage nach historischen Immobilien in Großstädten sei in Bayern um zwanzig bis dreißig Prozent gestiegen, heißt es weiter. Aber wer sind die Interessenten an solchen Immobilien? „Gut gebildet, wohlhabend und mit hohem Anspruch an Ästhetik seien sie“, wird der Makler Markus Riedel von Riedel Immobilien in den Nürnberger Nachrichten zitiert. Das alles spricht durchaus für einen Boom bei manchen Altbauten. Allerdings spielt die Art des Altbaus eine Rolle. Während etwa Gründerzeithäuser für viele Menschen Charme versprühen, geht dieser Charme vielen Altbauten aus moderneren Zeiten anscheinend ab. Und wie so oft, darf man zugleich die Lage der Bestandsimmobilie nicht vergessen. Während das Angebot von passenden Altbauten etwa in München knapp ist, verwandeln sich viele Altbauten in Oberbayern und Teilen Schwabens langsam in Ruinen, berichtet die Nürnberger Zeitung unter Berufung auf das bayerische Landesamt für Denkmalpflege.
Altbauten sind (nicht?) begehrt – was sagen Studien?
Schätzen potenzielle Immobilienbesitzer nun eher Neu- oder eher Altbauten? Die Aussagen in verschiedenen Studien sind hier keineswegs eindeutig. „Altbau, nein danke?“ hieß ein Artikel vom November 2010 auf diesem Blog, in dem wir Ergebnisse von zwei Studien zitiert haben. In einer Studie des Marktforschungsinstituts Emnid bevorzugten 56 Prozent der Menschen über 60 einen Neubau und nur 33 Prozent einen Altbau. Die Landesbausparkasse West kam mit ihrer Studie bei jungen Leuten (zwischen 14 und 29 Jahren) zu einem ähnlichen Ergebnis. Hier entschieden sich 62 Prozent der Befragten dafür, im Alter von Mitte Dreißig einen Neubau zu kaufen oder zu bauen. Ein ganz anderes Ergebnis ergab eine Studie der PlanetHome AG, deren Ergebnisse im September 2010 veröffentlicht wurden. Auf die Frage, welchen Immobilientyp sie bei freier Auswahl und ohne Berücksichtigung von Finanzierungsfragen wählen würden, entschied sich eine Mehrheit von 23% für den modernisierten Altbau. Das stylische Loft folgte erst auf Platz ZWEI mit zwanzig Prozent. Was sagt uns das? Erst einmal nur, dass man die Interpretation von Studien sehr vorsichtig angehen sollte.
Von der Spreu und dem Weizen
Es bleibt immer noch die Frage: Sind Altbauten begehrt? Die Antwort „manche schon“, kommt der richtigen Antwort wohl sehr nahe. Daraus ergäbe sich dann die Frage: Was geschieht mit den anderen, den weniger begehrten Altbauten? Eine ganze Reihe von ihnen sollte man abreißen, urteilt die Kampagne „Impulse für den Wohnungsbau“, eine Kooperation der Bau- und Immobilien-Branchenverbänden, des Deutschen Mieterbundes und der IG Bau. Bei etwa zehn Prozent der bestehenden Wohnhäuser lohne sich eine Sanierung nicht mehr, da ein Neubau preisgünstiger wäre, heißt es in einer Studie der „Arbeitsgemeinschaft für zeitgemäßes Bauen“ für die Kampagne. Das würde dann bedeuten: Zehn Prozent fallen weg, neunzig Prozent bleiben. Einige, weil sie einfach noch nützlich sind, andere, weil sie gefallen und eventuell noch eine sehr gute Rendite abwerfen. Auch bei Altbauten trennt anscheinend die Zeit die Spreu vom Weizen.