Du betrachtest gerade Altena, die Burg und ein Aufzug, der Hoffnung bringt

Manchmal klingen Ideen, eine Innenstadt zu beleben, erst einmal etwas eigentümlich. In der Stadt Altena im nordrhein-westfälischen Märkischen Kreis soll beispielsweise ein Aufzug den Aufschwung bringen. Die Idee verliert allerdings schnell einiges von ihrer Eigentümlichkeit, wenn man weiß, wohin der Aufzug führt. Er soll die Stadt mit der Burg Altena verbinden und Menschen den Weg von der Stadt zur Burg vereinfachen. Für den Aufzug müssen allerdings ein Schacht und ein Tunnel gebohrt werden, sodass das Projekt mit knapp sieben Millionen Euro nicht ganz billig ist. Sollte der Aufzug aber wirklich zur Belebung der Stadt beitragen, ist er sein Geld vermutlich wert. Altena kann gute Ideen gut gebrauchen. Die Stadt hat in den letzten Jahrzehnten einen kräftigen Bevölkerungsschwund erlebt.

Die am schnellsten schrumpfende Stadt in NRW

1970 hatte Altena, die Sauerland-Stadt am Fluss Lenne, etwa 32.000 Einwohner. So viele sind es längst nicht mehr. Das Portal „Der Westen“ der WAZ-Gruppe nannte Altena im Juni 2012 die am schnellsten schrumpfende Stadt von NRW und die Statistiker verzeichneten Ende 2011 nur noch knapp 18.000 Einwohner. Der dramatische Rückgang der Bevölkerung macht sich in mehrfacher Weise bemerkbar. So hat die Stadt seit 1999 etwa eine Grundschule, diverse Kindergartengruppen und ein Freibad geschlossen, heißt es in den Medien. Einen schweren Stand hat auch der Einzelhandel, etwa in Altenas Fußgängerzone „Lennestraße“. Im Oktober 2012 berichtet das Portal come-on.de zwar von diversen Initiativen, um die Leerstände in der Straße zu reduzieren. Dennoch, so hieß es damals, gäbe es noch immer 28 leer stehende Geschäftsflächen, die der Stadt Probleme bereiten.

Das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) schreibt auf seiner Website von einem Leerstand von 20 Prozent der Verkaufsfläche auf der Lennestraße. Das BBSR stellt die Situation in der Stadt auf einer Seite zum Modellvorhaben „Lennestraße – Wir reduzieren den Leerstand“ vor. Dieses Vorhaben wird im Rahmen des Programms „Experimenteller Wohnungs- und Städtebau“ und des Forschungsfeldes Leitprojekte „Kooperation konkret“ realisiert. Neben Kaufkraftverlusten und abnehmender Kaukraftbindung sieht das BBSR „heutigen Ansprüchen wenig angemessene Ladenlokale“ sowie ein „dem Hochwasser der Lenne geschuldeter Zugang der Läden über Treppen“ als Gründe für die Leerstände. Eine der Maßnahmen, um die Situation in Altena zu verbessern, ist der Bau des Aufzugs zur Burg.

Die Burg

Altena selbst bezeichnet die Burg als „eine der schönsten Höhenburgen Deutschlands“, die „das Herz jedes Ritter- und Burgenromantikers höher schlagen“ lässt. 1912 wurde die Burg, die vermutlich im 12. Jahrhundert erbaut wurde, zur ersten ständigen Jugendherberge der Welt. Ein Teil von ihr dient bis heute als Jugendherberge, die Originalräume von 1912 wurden allerdings in ein Museum umgewandelt. Auf dem Burgareal befindet sich daneben unter anderem das Museum der Grafschaft Mark. Gerade die Höhenlage der Burg, die sie so reizvoll macht, ist aber auch ein gewisses Problem. Ihre Anbindung an die Innenstadt war lange Zeit alles andere als ideal. Von den etwa 110.000 Burgbesuchern pro Jahr sieht Altenas Innenstadt daher bisher wenig. Mit dem Aufzug könnte das anders werden.

Der Aufzug, der Stollen und die mit ihnen verbundenen Ziele

Für den Zugang zur Burg wird einerseits ein Tunnel durch den Berg gegraben, andererseits entsteht ein 3 mal 3,60 Meter großer Schacht für den Aufzug, der bis zu 240 Personen pro Stunde transportieren soll. Der Stollen zum Aufzug wird eine Art Edutainment und Touristen damit auf attraktive Weise unter anderem Zugang zur südwestfälischen Sagenwelt bieten. Sie werden auf virtuellem Wasser laufen, Bergbau-Flair erleben und schließlich in einen unterirdischen Wartesaal kommen, von wo aus der Aufzug sie auf die Burg bringt. Insgesamt sollen 15 Personen in den Aufzug passen und innerhalb von etwa zwei Minuten den Höhenunterschied von ungefähr 75 Metern überwinden. Der Generalplaner des Projekts ist eine Ingenieurgemeinschaft, der das Bochumer Unternehmen CDM Consult GmbH sowie die Essener Planungsgesellschaft Karnasch GmbH angehören. Mitgestalter des Projekts ist auch die Arbeitsgemeinschaft HEL (Architektur und Ausstellungsgestaltung) mit „dem Kölner Architekten Klaus Hollenbeck, Mathias Lim und Partner aus Köln und dem Büro expo2508 aus Bonn“, heißt es auf dem Portal „Der Westen“ am 23. Mai 2012. Eröffnet wird der Aufzug möglicherweise bereits im Dezember 2013.

 Mit dem Bau des Aufzugs soll rund um den Einstieg in Altenas Innenstadt eine Wiederbelebung einhergehen, die Leerstände reduziert, Touristen in die Stadt bringt und damit zu einem erneuten Aufschwung Altenas beiträgt. Und es klingt eigentlich alles so, als könne die Sache durchaus gelingen, zumal man in Altena laut BBSR auf ein überdurchschnittlich stark entwickeltes bürgerschaftliches Engagement setzen kann, dass sich in den vergangenen Jahren entwickelt hat und dem eine herausragende Bedeutung bei der Projektentwicklung und -umsetzung zukommt. Ja, die Sache könnte tatsächlich funktionieren. Wünschen wir es Altena einfach. Eigentlich schade, dass nicht jede Stadt mit einem Bevölkerungsschwund so eine schicke Burg hat.

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare

  1. aufzug

    Interessanter Bericht. Ein solcher Aufzug wäre sicherlich eine Bereicherung

  2. Arne

    Da kann man Altenas nur die Daumen drücken, dass es am Ende mit dem Aufzug funktioniert und sich dadurch dann auch der erhoffte Aufschwung einstellt! Ich denke das Projekt ist so ambitioniert, dass es tatsächlich klappen kann!

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