Bahnbögen können außergewöhnliche und interessante Immobilien sein. Köln-Ehrenfelds Bahnbögen unterhalb der hochgelegten Bahntrasse sehen wie Tunneleinfahrten aus, wobei der „Tunnel“ nach einigen Metern in einer Sackgasse endet. Hier wäre Platz für Cafes, Restaurants und Bars. Entsprechende Pläne existieren und Vorbilder gibt es auch, beispielsweise in Berlin. Doch in Köln tut sich bisher nicht viel. Nur der Club Bahnhof Ehrenfeld ist bisher in einen der denkmalgeschützten Bahnbögen eingezogen und lockt dort Gäste an. Vom Tisch sind weitere Pläne in Köln damit aber noch nicht. Aktuell beginnen erst einmal einige Aufräum- und Verschönerungs-Arbeiten.
Eine ungewöhnliche Location
Manche Immobilien locken bereits durch ihr ungewöhnliches Äußeres, wirken reizvoll und einladend. Bahnbögen können da durchaus dazugehören. Wer den Innenraum fantasievoll gestaltet, bekommt ein Restaurant, eine Bar oder vielleicht eine Boutique, die sich alleine durch die Location bereits von Konkurrenten abhebt. In Berlin ist so etwas bereits Realität. Hier sind viele S-Bahnbögen vermietet, haben sich etwa das Berliner Pfefferhaus mit Chili, Grill-Saucen und Kochbüchern, die Rivabar, das Brauhaus Lemke sowie viele weitere Anbieter dort etabliert. Die Bögen sind ein integrierter Teil der Stadt. In Köln-Ehrenfeld ist man noch nicht ganz soweit.
Die Situation in Köln
Eine Zierde für das mittlerweile längst zum Kölner In-Viertel gewordenen Köln-Ehrenfeld sind die Bahnbögen an der Bartholomäus-Schink- und der Hüttenstraße noch nicht. Bauzäune, staubiger Boden vor den Bahnbögen, wild geklebte Plakate, herrenlose Fahrräder, die nie wieder abgeholt werden, prägen das Bild. Nun wird erst einmal aufgeräumt. Das haben Kölns Oberbürgermeister Jürgen Roters, Ehrenfelds Bezirksbürgermeister Josef Wirges, andere Vertreter der Verwaltung und der Politik, die Deutsche Bahn AG sowie die „Bahnbögen Köln GmbH“ in einem Gespräch am 19. April miteinander vereinbart. Bis Ende Juni 2012 soll eine grobe Schätzung erfolgen, was es kosten würde, die bisher 300 Fahrrad-Stellplätze auf 1.000 aufzustocken. Bis zum selben Zeitpunkt wird das Amt für Straßen und Verkehrstechnik eine Liste mit Mängeln im öffentlichen Raum rund um den Ehrenfelder Bahnhof erstellen und auch prüfen, welche Verbesserungs-Maßnahmen ergriffen werden können. Weitere Aktionen: Graffiti soll entfernt werden, die herrenlosen Fahrräder sollen weg und die Bahnbögen Köln GmbH wird gepachtete Grundstücke auf der Nordseite der Bahnbögen säubern, Schutthaufen entfernen, Böden planieren und festigen sowie die Bauzäune zurücksetzen.
Wer ist die Bahnbögen Köln GmbH?
Die Bahnbögen Köln GmbH des Investors Lutz Figge ist bis 2044 der Pächter von insgesamt neunzig Bahnbögen in Köln, deren Umnutzung zu Einzelhandels- und Gastronomieflächen sie plant. 55 der Bögen liegen in Ehrenfeld, weitere 35 am Kölner Eigelstein. Die Pläne des Unternehmens existieren bereits länger und haben auch schon für Enttäuschungen gesorgt. So soll Bahnbögen Köln laut Kölner Stadt-Anzeiger bereits im Sommer 2007 davon gesprochen haben, dass im Herbst desselben Jahres erste Lokale in Ehrenfelds Bahnbögen einziehen. Passiert ist wenig.
Die Suche nach Schuldigen
Wie kaum anders zu erwarten, wird die Frage nach den Schuldigen für die Inaktivität von unterschiedlichen Seiten auch unterschiedlich beantwort. Im Spiel ist etwa der Investor. Er habe im Dezember 2009 einen Erstentwurf für einen Bebauungsplan vorgelegt und daraufhin von der Verwaltung einen Planvereinbarungs-Entwurf erhalten, auf den keine Reaktion erfolgt sei. Der Ehrenfelder Bezirksvertreter Carl Barthel äußert in der Kölner Stadtrevue ebenfalls Kritik am Investor: Man messe ihn nicht an schönen Worten, sondern an dem, was wirklich passiert und das sei bisher nicht viel, sagt er. Zugleich schiebt er aber auch dem Bauaufsichtsamt einen schwarzen Peter zu. „Die Beamten dort sind sehr unflexibel, pingelig und genau“, wird er in der Stadtrevue zitiert.
Immerhin passiert etwas
Immerhin: Es passiert jetzt etwas rund um Ehrenfelds Bahnbögen und vielleicht wird am Ende alles gut? Vielleicht! Köln ist kleiner als Berlin und was in Berlin funktioniert, muss nicht auch in Köln zum Erfolgsrezept werden. Zudem sind die Bahnbögen umgebende Areale als „Besonderes Wohngebiet“ ausgewiesen, sodass Bewohner durch Betriebe in den Bahnbögen nicht wesentlich gestört werden dürfen. Das macht die Realisierung von Plänen für Ehrenfelds Bahnbögen schwieriger. Aber nicht unmöglich. Bestenfalls gibt es irgendwann einen weiteren Grund für Kölner, sich zum Ausgehen für Ehrenfeld zu entscheiden.