Der Flughafen Berlin-Tegel ist schon bald Geschichte. Potenziellen Hausbesitzern ist offenbar bewusst, dass damit auch Fluglärm in bisherigen Einflugschneisen aufhört. So etwas kann eine Wohnlage attraktiver machen. In Berlin-Tegel werden die Hauspreise derzeit teurer, berichtet der Berliner Tagesspiegel, während Experten rund um den neuen Flughafen Berlin Brandenburg International sinkende Werte bei Wohnimmobilien prognostizieren.
Eine Ära geht zu Ende
Ab dem dritten Juni ist Ruhe in Berlin-Tegel. Eine lange Tradition einer Nutzung für die Luftfahrt mit einigen Unterbrechungen geht damit zu Ende. Bereits zu Beginn des vorigen Jahrhunderts war Tegel ein Ort der Luftfahrt, allerdings dominierten zunächst die Luftschiffe, da sich hier das 1. Preußische Luftschiffer-Bataillon ansiedelte. Nach dem Ersten Weltkrieg war in Tegel allerdings erst einmal Schluss mit dem Fliegen. Etwas später entstand ein Raketenschießplatz, der nach dem Zweiten Weltkrieg wieder verschwand. In der Nachkriegszeit ist Berlin-Tegel verbunden mit der Luftbrücke, für die hier innerhalb von etwa neunzig Tagen ein neuer Flugplatz eingerichtet wurde. 1960 begann dort die Ära der zivilen Luftfahrt. 2012 ist wohl endgültig Schluss. Manch einer sieht es mit etwas Wehmut. Andere freuen sich.
Stadtplaner bauen an der Zukunft des Flughafen-Areals
Stadtplaner freuen sich auf die Nachnutzung des Areals und sehen sie zugleich als Herausforderung. Geht alles nach Plan, könnte das ehemalige Flughafen-Gelände zum „Zentrum für urban technologies“ werden, in dem neue Ideen in Bereichen wie Umwelttechnologie und Elektromobilität reifen. Die Beuth-Hochschule für Technik hat für ihre Forschung „Technik für die Stadt“ bereits Interesse am Standort angemeldet. Die Umnutzung des bald ehemaligen Flughafens wird als Chance begriffen, Berlin neue Flächen für Zukunftstechnologien zu sichern. Noch sind aber viele Dinge ungewiss; Planer arbeiten aktuell an der nötigen Finanzierung für die Nachflughafen-Zeit. Für existierende und potenzielle Hausbesitzer im Umfeld des Flughafens Tegel werden Vorteile schneller spürbar. Es wird leiser rund um Tegel. Für potenzielle Hausbesitzer bedeutet das aber zugleich: Das Wohnen dort wird auch teurer.
Die Hauspreise steigen
Zu den Gebieten in einer Einflugschneise, die bald keine mehr sein wird, gehört der Spandauer Ortsteil Haselhorst. Von steigenden Hauspreisen dort berichtet die Interhomes AG aus Bremen. Habe man vor einiger Zeit Eigenheime in Haselhorst noch für 140.000 bis 150.000 Euro bekommen, so seien jetzt bereits 174.000 Euro fällig, wird das Unternehmen im Berliner Tagesspiegel zitiert. Eine ähnliche Tendenz zeigt der in Tegel arbeitende Makler Dirk Wohltorf auf, der zugleich Landesvorsitzender des Immobilienverbandes Deutschland ist. Er berichtet im Tagesspiegel, dass die Hauspreise in Spitzenlagen des Flughafen-Umfelds um zwanzig bis dreißig Prozent gestiegen seien. Ursache dafür sei allerdings nicht alleine das Aus des Flughafens, sondern auch allgemein ein gestiegenes Interesse an Wohnimmobilien. Mietpreise seien allerdings weniger von der steigenden Tendenz betroffen, schreibt die Zeitung und zitiert dafür die Unternehmen GSW und Gewobag. Fakt ist: Berlin-Tegel wird sich deutlich verändern und als Wohngegend voraussichtlich attraktiver werden. Das ist eine weitere Facette der Stadt, die sich – wie vielleicht keine andere deutsche – verwandelt. Und es ist ein Beleg dafür, dass der Satz „Lage ist nicht gleich Lage“ auch in einer zeitlichen Dimension gilt.