Zu Zeiten Bonns als Regierungssitz residierten die Botschaften von rund 150 Ländern in hochherrschaftlichen Gebäuden, die größtenteils im Stadtteil Godesberg zu finden waren. Mit dem Umzug der Regierung nach Berlin stehen nun viele der einstmals noblen Herbergen leer bzw. sind dem stetigen Verfall ausgesetzt. Im Sommer 2010 verließ die letzte Botschaft, die des Kongos, die Metropole am Rhein.
Mehr als 20 ehemalige Botschaftsgebäude stehen derzeit leer. Nichtsdestotrotz haben einige der ehemaligen Besitzer unrealistische Preisvorstellungen, wenn es um den Verkauf der Immobilien geht. Der Iran, so munkelt man in Branchenkreisen, verlange für sein Gebäude 3,5 Millionen Euro, trotz massivem Schimmelpilzbefalls im Keller. Doch nicht nur der desolate Zustand, Schimmelpilzbefall, Baufälligkeit etc. stehen der Stadt Bonn bzw. möglichen Interessenten im Weg, oftmals gibt es auch politische Hindernisse, die eine Weiternutzung der Gebäude unmöglich machen. Prominentes Beispiel: die Botschaft des Staats Nepal. In bester Rheinlage mit Siebengebirgsblick ansässig und dementsprechend interessant für Investoren, gibt es im Land aufgrund der zerrütteten Lage keinen zuständigen Ansprechpartner für einen Verkauf. Ähnlich sieht es mit der ehemaligen jugoslawischen Botschaft aus. Wen soll man in einem Land kontaktieren, das nicht mehr existiert? Die Stadt Bonn versuchte es in Serbien, bekam aber auch hier eine Absage, da die rechtliche Nachfolge nicht geregelt sei. Umso bedauerlicher, befindet sich auch die ehemalige jugoslawische Botschaft auf einem großen Areal am Rhein, für das es bereits jetzt Investoren gäbe.
Doch gibt es auch viele positive Beispiele von Botschaftsimmobilien, die einen neuen Besitzer gefunden haben. So wurde die exklusive Villa Camphausen in Godesberg, die einst die Botschaft Südkoreas beherbergte, zum neuen luxuriösen Heim von betuchten Senioren. Das barocke Palais in Muffendorf, einst Wohnstätte des belgischen Botschafters, wurde von der Investorengruppe Pandion in 4 Einfamilienhäuser sowie 24 Luxuswohnungen im gehobenen Segment umfunktioniert, entsprechende Außenanlagen mit Terrassen und Gärten inklusive. Mitten im Godesberger Viertel wird wohl auch bald die ehemalige bulgarische Botschaft in den Besitz von Projektentwicklern gehen. Auch wenn die Gebäude größtenteils verfallen sind, reizt doch die 1A-Lage mitten in Godesberg. Nach Sanierung bzw. Neubau könnten die fünf Häuser für geschätzte 6 Millionen Euro neue Besitzer finden.
Der Stadtteil Godesberg ist besonders für gut verdienende Mitarbeiter der Post und Telekom ein reizvoller Wohnort. Denn auch die beiden Konzerne haben sich im ehemaligen Botschaftsviertel niedergelassen. Die Post hat das ehemalige Kanada-Domizil bezogen, die Telekom ist auf dem Gelände der ehemaligen britischen Botschaft ansässig geworden. Dass der Stadtteil Godesberg wieder in der Aufwärtsbewegung ist, zeigen auch die Leerstandsquoten bei Ladenlokalen: derzeit gibt es in Godesberg nur 2 verfügbare Verkaufsflächen.