Was haben der Marco Polo Tower in Hamburg, das Kameha Grand Hotel in Bonn und das Kranhaus 1 in Köln gemeinsam? Alle drei Immobilienprojekte waren in den Jahren 2009/2010 Preisträger bei den MIPIM Awards, die im Rahmen der Gewerbeimmobilien-Messe MIPIM in Cannes vergeben und aufgrund ihrer Bedeutung für die Immobilienbranche bisweilen auch als Immobilien-Oscars bezeichnet werden. Alle drei Projekte sind zugleich Beispiele großer und erfolgreicher Architektur in Deutschlands Moderne. 2011 gibt es erneut drei nominierte Projekte aus Deutschland, die geadelt werden könnten.
Zwei Sanierungen, die Altes bewahren
Nominiert für die MIPIM Awards des Jahres 2011 sind das Leipziger Schrödterhaus und das Hamburger JohannisContor in der Kategorie „Modernisierte Büroimmobilien“, während die beiden Frankfurter Bürotürme der Deutschen Bank in der Kategorie „Green Buildings“ um Lorbeeren kämpfen. Das Schrödterhaus ist ein in den Jahren 1912/1913 erbautes und saniertes Leipziger Handelshaus, das auf sechs Etagen 6.600 m² modernste Bürofläche bietet. Daneben existieren reizvolle Flächen wie die Lounge für Konferenzen und die Passage, die auch Passanten anziehen dürfte. Beim JohannisContor handelt es sich um ein saniertes historisches Gebäude mit aufgesetzten modernen Etagen, sodass sich ein reizvolles Zusammenspiel aus historischer und moderner Architektur ergibt. Die sechs Bürogeschosse, das Basement sowie Erd- und Galeriegeschoss bilden eine Gesamtfläche von 3.000 m².
Die grünen Zwillingstürme aus Frankfurt
Die jeweils 155 Meter hohen Zwillingstürme der Deutschen Bank sind ein Beispiel für eine gelungene energetische Sanierung und wurden deshalb für die MIPIM Awards nominiert. Die etwa 200 Millionen Euro teure Sanierung der 1984 erbauten Wolkenkratzer startete im Dezember 2007 und zog sich bis zum Ende des Jahres 2010. Geplant ist eine LEED Platinum Zertifizierung für das Projekt. Nach Angaben der Deutschen Bank können bei den beiden Wolkenkratzern nach der Sanierung unter anderem 67 Prozent der zuvor verbrauchten Heizenergie eingespart werden. Ein MIPIM Award in der Kategorie „Green Buildings“ soll die Sanierung jetzt adeln.
Eine Adelung für Immobilienprojekte
Tatsächlich sind die MIPIM Awards so etwas wie eine Adelung für Immobilienprojekte. Immerhin gilt die 1990 etablierte Messe als größte ihrer Art. Im Jahr 2010 nahmen 1.727 ausstellende Firmen aus 81 Ländern teil und 401 Journalisten begleiteten das Geschehen. Die MIPIM Awards werden 2011 in den sechs Kategorien „Business Centres”, “Green Buildings”, “Hotels and Tourism Resorts”, “Refurbished Office Buildings”, “Residential Developments” and erstmals “Futura Projects” vergeben, wobei in jeder Kategorie jeweils drei Immobilienprojekte zur Auswahl stehen. Ein Extrapreis ist 2011 für ein Projekt aus Großbritannien vorgesehen, da dieses Land Ehrengast der MIPIM 2011 ist.
Preisgekrönt = doppelt interessant
Viele Augen werden vom achten bis zum elften März nach Cannes schauen und die Gewinnerprojekte dürfen einiges an Publicity erwarten. Das mag bisweilen auch direkte wirtschaftliche Vorteile bringen. Nach Angaben aus dem Magazin Stern plant etwa die Deutsche Bank möglicherweise den Verkauf ihrer Zwillingstürme, deren Wert auf etwa 500 Millionen Euro geschätzt wird, um anschließend als Mieter in den Wolkenkratzern verbleiben. Nun sind Gebäude mit der Deutschen Bank als Mieter sicherlich bereits von sich aus attraktiv. Ein krönender MIPIM Award dürfte die Zahl der Interessenten aber nochmals steigern. Adelstitel und Oscargewinne machen halt auch heute noch Eindruck.