Möglicherweise ist der weltbekannte Architekt Sir Norman Foster derzeit nicht gut auf die Stadt Duisburg zu sprechen. Das Projekt „Duisburger Freiheit“ auf einem ehemaligen Güterbahnhof der Stadt entstand einst in seinem Büro und fand auch viele Freunde in Duisburg. Mittlerweile ist aber vieles anders geworden: Ein Möbelmarkt wird einen Teil der Fläche dominieren und aus Sicht Fosters bleibt nicht mehr viel von den ursprünglichen Plänen übrig. Auf die Frage der Neue Ruhr / Neue Rhein Zeitung, was Sir Norman Foster denn von den aktuellen Plänen für die Duisburger Freiheit halte, bezeichnete Architekt Reinhard Joecks die Pläne für Foster & Partner“ gar als „städtebauliche Katastrophe“.
Ein Möbelzar baut die Duisburger Freiheit
Das Areal der künftigen „Duisburger Freiheit“ grenzt an den Hauptbahnhof der Stadt, ist insgesamt etwa 37 Hektar groß und war Standort der Duisburger Loveparade 2010, die leider mehr durch Tod als durch Freude Schlagzeilen machte. Ein Großteil des Areals gehört mittlerweile dem Unternehmer Kurt Krieger, dessen Name in Deutschland vielleicht öffentlich nicht ganz so bekannt ist. Er steht in der Möbelbranche jedoch für Marken wie „Höffner“ und „Möbel Kraft“ und gilt mittlerweile mit seinen Marken als die Nummer 2 in Deutschland hinter IKEA. Damit ist er möglicherweise nicht zufrieden und es gibt durchaus Chancen für Krieger, IKEA in Deutschland zu schlagen. Seine Marken seien zwischen 2008 und 2010 um mehr als elf Prozent gewachsen, während das Wachstum für IKEA im selben Zeitraum bei 5,4 Prozent lag, hieß es im „Manager-Magazin Online“ am 30. August 2011. Krieger will weiter wachsen und Duisburg ist einer der passenden Standorte dafür.
Manche sprechen von „Foster light“
Der Duisburger Stadtrat hat mittlerweile die Fortsetzung des Planungsverfahrens beschlossen und damit praktisch grünes Licht für Kriegers Möbelzentrum auf der Duisburger Freiheit gegeben. Neben dem Möbelzentrum sollen nach dem Willen Kriegers auch moderne Büroimmobilien und Grünflächen auf dem Areal entstehen. Im April 2011 war von einem Möbel-Mitnahmemarkt und einem Lager mit insgesamt 80.000 m² sowie von Gastronomie, einem Hotel, Kultur-Einrichtungen und 94.500 m² für Büros und Dienstleistzungen die Rede. Die ursprüngliche Planung für das Areal, die Sir Norman Foster entwickelt hatte, sei noch immer Basis der aktuellen, heißt es. Manch einer spreche heute von „Foster light“, schreibt das Portal „Der Westen“. Für Sir Norman Foster entspricht die aktuelle Entwicklung aber wohl nicht einmal einer Light-Version „seiner“ Duisburger Freiheit.
Sir Norman Foster hatte Anderes im Sinn
Sir Norman Foster hatte seine Pläne 2009 vorgestellt, jeweils einen Masterplan für Duisburgs Innenstadt, den Innenhafen und das heute als „Duisburger Freiheit“ bezeichnete Areal des ehemaligen Güterbahnhofs. Krieger war damals noch völlig aus dem Spiel. Foster wollte das von Autobahnen und Gleisen eingezäunte Areal öffnen, um seine Zugehörigkeit zur Stadt erkennbar zu machen. Gut ein Drittel der Fläche sollte als Grün- und Wasserfläche dienen. Insgesamt sollte ein Stadtquartier für 10.000 Menschen zum Wohnen, Einkaufen, Arbeiten entstehen. Die jetzigen Pläne für das Areal stoßen bei Foster auf Ablehnung. Die Duisburger bekämen jetzt einen „Möbelmarkt mit Autobahnanschluss“, zitiert das Portal „Der Westen“ Reinhard Joecks.
Städtebauliche sind oft keine leichten Entscheidungen
Vielleicht tobt hier ein wenig der Kampf zwischen Aspekten der Wirtschaftlichkeit und der Idee einer lebenswerten, attraktiven Stadt? Mit Krieger hat Duisburg einen Investor, der Arbeitsplätze schafft und dafür sorgt, dass man sich weniger Gedanken um die Vermarktung machen muss. Krieger bebaut einen großen Teil des Areals für sich; Vermarkt werden müssen nur die übrigen Immobilien, während bei Fosters Plänen wohl für jede Immobilie die Suche nach einem passenden Interessenten nötig gewesen wäre. Zudem lässt sich Krieges Duisburger Freiheit wohl auch schneller realisieren als Fosters und Duisburg kann wirtschaftliche Impulse gut gebrauchen. Im Städteranking der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ und des Magazins WirtschaftsWoche belegt Duisburg sowohl beim aktuellen Stand wie bei der Entwicklung Plätze im letzten Fünftel des Rankings der fünfzig einwohnerstärksten Städte in Deutschland. Wenn Kriegers Pläne wirklich die bessere Alternative für die Stadt sind, darf man wohl auch den Konflikt mit großen Namen wie „Foster“ nicht scheuen. Andererseits hätten Fosters Pläne vielleicht doch für ein attraktiveres Duisburg gesorgt? Halten wir einfach fest: Städtebauliche Entscheidungen sind nicht immer ganz einfach.