Du betrachtest gerade Ein Ecoquartier für Pfaffenhofen

Laut Selbstdarstellung des Projekts „Ecoquartier Pfaffenhofen“ im Internet entsteht in der bayerischen Stadt Pfaffenhofen an der Ilm bald das „größte zusammenhängende Komplettangebot für nachhaltiges Leben und Arbeiten in Deutschland“. Hauptinitiator des hierzulande bisher wohl einzigartigen Projekts ist der Besitzer eines Hofes für ökologischen Landbau, um den herum das Quartier gebaut wird, das für Deutschland beispielhaft werden könnte. Der Baubeginn ist für das dritte Quartal 2011 geplant.

Von der Planung zum Baubeginn

Das Ecoquartier wird weder ein nachhaltiges Wohnquartier noch ein nachhaltiges Gewerbegebiet. Vielmehr wird es beides sein, ein kompletter Stadtteil, der nachhaltigen Raum fürs Wohnen und Arbeiten gibt. Etwa 54.000 m² sind als Fläche für Wohnraum vorgesehen. Weitere 32.000 m² werden als Gewerbefläche dienen, in die voraussichtlich ausschließlich ökologisch orientierte Unternehmen ziehen. Insgesamt stehen für das Projekt 25 Hektar Raum zur Verfügung, der allerdings nicht komplett für die Bebauung genutzt wird. Vielmehr sollen ausreichend Grün-, Wasser- und andere Naturflächen verbleiben. Die Wurzeln des Projektes „Ecoquartier Pfaffenhofen“ reichen bis ins Jahr 2003 zurück. 2007 wurden den Pfaffenhofener Stadträten die ersten Pläne präsentiert. Dann verging nochmals einige Zeit, doch jetzt ist es soweit: Die Realisierung beginnt!

Was Nachhaltigkeit im Ecoquartier bedeutet

Das Wort „Nachhaltigkeit“ wird im neuen Stadtquartier auf vielfache Weise mit Leben gefüllt: Geplant sind unter anderem eine einhundertprozentig „ökologische und wohngiftfreie Bauweise“, die Nutzung nachwachsender Rohstoffe und die „Förderung regionaler Kreisläufe und Wertschöpfungsketten“. Das Ecoquartier Pfaffenhofen setzt zu einhundert Prozent auf eine regenerative Wärmeversorgung. In den öffentlichen Räumen des Viertels wird es unter anderem solare Straßenbeleuchtung und „Gehwege aus ökologischen Materialien“ geben. Der Bau der Wohnungen folgt komplett den Richtlinien, die das Gütesiegel  „nachhaltiges Bauen“ vorgibt. Dieses Gütesiegel definiert nicht alleine ökologische, sondern auch soziokulturelle und funktionale Kriterien, mit denen etwa ein für alle Bewohner befriedigendes Zusammenleben innerhalb der Immobilie begünstigt wird. Um die Partizipation der Bewohner am Projekt zu gewährleisten, existieren bereits jetzt eine Reihe von Baugruppenprojekten. Mit Projekten wie gemeinschaftlicher Kinderbetreuung und Car-Sharing werden die künftigen Bewohner wichtige Aspekte des alltäglichen Lebens gemeinsam angehen. Zudem wird es einen Quartiersbeirat geben, in dem Bewohner des Quartiers neben Wissenschaft und Stadtverwaltung sitzen werden.

Projekt mit Vorbildcharakter

Integriert ins Projekt ist der Kramerbräu Naturlandhof. Er wird zur Direkt- und zur Rohstoffversorgung des Viertels beitragen. Seit 1867 gehört der Hof der Familie Hirschberger und seit 1989 wird hier ökologischer Landbau betrieben. Der aktuelle Besitzer des Hofes, Theo Hirschberger, ist mit seinem Team zugleich der Initiator des gesamten Ecoquartier-Projekts. Nicht jeder Mensch dürfte solch ein über viele Jahre andauerndes Engagement beweisen. Projekte wie das Ecoquartier Pfaffenhofen wird es daher vielleicht auch in Zukunft nicht überall in Deutschland geben. Aber selbst wenn das Ecoquartier Pfaffenhofen ein Einzelfall in Deutschland bleibt, ist es ein Projekt mit Vorbildcharakter. Das eine oder andere mag man sich abschauen, um es anderswo zu realisieren.