Holzhäuser liegen beim Bau von Privathäusern ja bereits eine ganze Weile im Trend. Ein Hochhaus mit bis zu dreißig Stockwerken aus Holz klingt allerdings nach wie vor ein bisschen wie ein Kuriosum. Zugegeben, ein wenig Beton ist auch mit im Spiel, was der Nachhaltigkeit des Baus aber wohl nicht schadet. Das geplante Hochhaus soll ein Plusenergiehaus werden. Das bedeutet: Es wird mehr Energie produzieren als verbrauchen. Und vielleicht wird es bald Realität. „LifeCycle Tower“ nennt sich das Projekt, das Anfang Oktober auf der Münchner Gewerbeimmobilienmesse Expo 2010 vorgestellt wird.
Holz, das sich mit Beton vermählt
Ein Holz-Baukastensystem, das alle Anforderungen an Brandschutz, Akustik und Tragfähigkeit erfüllt, nennt die österreichische Rhomberg-Gruppe den LifeCycle Tower. Sie gehört mit dem eigens für das Projekt gegründeten Unternehmen Cree zu den Initiatoren des Projekts. Cree steht für „Creative Renewable Energy & Efficiency“. Holz ist tatsächlich beim geplanten Hochhaus ein vorherrschendes Baumaterial, wobei der Begriff „Holz-Baukastensystem“ eventuell die falsche Erwartung weckt, das Hochhaus würde alleine aus Holz gebaut. Der Begriff „Hybrid-Hochhaus für nachhaltigen Städtebau“ in der Pressemeldung auf den Seiten der Expo 2010 trifft die Sache schon eher. Beim Baustoff soll es sich um eine Verbindung aus Holz und Beton handeln, durch die das Material Holz seine guten Eigenschaften auch beim Bau hoher Gebäude einbringt: Zu diesen Eigenschaften zählen ein geringes Gewicht bei gleichzeitig hoher Festigkeit sowie gute Werte in der Wärme- und der Schalldämmung. Hinzu kommt, dass es sich bei Holz um einen nachwachsenden Rohstoff handelt. Das LifeCycle Tower Projekt präsentiert sich aber noch mit zwei weiteren Vorteilen bei der Expo 2010. Es ist ein Bauprojekt mit einem hohen Grad an Vorfertigung. Die Arbeiten an der jeweiligen Baustelle werden dadurch deutlich begrenzt. Im Vergleich zu vielen anderen Hochhausprojekten sei die Bauzeit beim LifeCycle Tower um fünfzig Prozent reduziert, heißt es in der Pressemeldung. Zugleich wird der Tower als Plusenergiehaus vorgestellt, das etwa mit einer Photovoltaik-Fassade Strom produziert und damit nicht nur sich selbst, sondern auch Nachbarn mit Strom versorgen kann.
Die Suche nach Investoren
Bei der Expo 2010 geht es den Initiatoren des LifeCycle Towers natürlich auch um die Suche nach Investoren. Für sie könnte etwa die halbierte Bauzeit von Bedeutung sein, da sich dadurch mit dem errichteten Gebäude schneller Geld verdienen lässt, die Einnahmen also bestenfalls umso schneller die Höhe der Investitionen übersteigen. Zugleich setzt die Systembauweise kaum Grenzen bei der Nutzung eines LifeCycle Towers. Er kann ebenso als Wohnbau konzipiert werden wie als Bürogebäude oder als Hotel, indem man jeweils eigene Systembausteine entwickelt und zusammensetzt. Darüber hinaus könnte das innovative Projekt auch nach der Expo 2010 für manch eine mediale Inszenierung taugen, die den Bekanntheitsgrad des Projekts hoch hält und Leerstände vermeiden hilft. Warten wir ab, wer sich da vielleicht während der Expo 2010 für den LifeCycle Tower begeistert.