2015 werden in Wiesbaden voraussichtlich etwa 19.000 US-Amerikaner stationiert sein. Die hessische Hauptstadt ist seit langer Zeit ein Standort der US-Amerikaner in Deutschland und nun Heimat der US-Army Europazentrale. Mitte Juni wurden das „General John Shalikashvili Kommando- und Führungszentrum“ und die Wohnsiedlung Newman Village für die stationierten Soldaten und Angehörige eingeweiht. Eine Reihe der US-Amerikaner, die bald in Wiesbaden leben und arbeiten werden, kommt aus Heidelberg, das als Standort aufgegeben wird. Und während man in Wiesbaden die Zeit mit verstärkter Präsenz der US-Army auf Stadtgebiet erwartet, stellt sich in Heidelberg die Frage: Was kommt nach dem Abzug?
Ein kleiner Rückblick auf den Flugplatz Erbenheim
Die neue (alte) Heimat der US-Amerikaner in Wiesbaden befindet sich zu einem großen Teil auf dem Areal des jüngst in „Clay Kaserne“ umbenannten Flugplatzes Erbenheim im gleichnamigen Wiesbadener Ortsbezirk. Der Flugplatz hat wichtige Kapitel der Geschichte US-amerikanischer Armeepräsenz in Deutschland und auch speziell in Wiesbaden mitgeschrieben. Zwischen 1948 und 1973 war er Hauptquartier der US Air Force, bevor die US-Army ihn übernahm. Aktuell dient er der US-Heeresgarnison Wiesbaden als Standort. Sie kümmert sich laut eigener Angaben um die „Einsatzbereitschaft und das Wohlergehen von gegenwärtig 2700 US-Soldaten, 3000 amerikanischen Zivilangestellten, 8700 amerikanischen Familienangehörigen und 1100 ortsansässigen Mitarbeitern“.
Knapp 500 Millionen US-Dollar für den Ausbau
Mit der neuen Europazentrale wird Wiesbaden-Erbenheim zu einem der wichtigsten Standorte der US-Army außerhalb der USA. Knapp 500 Millionen US-Dollar investieren die USA in die etwa 200 Bauprojekte für den Ausbau. Mit diesem Geld wird auch neuer Wohnraum für die US-Amerikaner errichtet. So entstand die am 14. Juni eingeweihte Wohnsiedlung Newman Village mit insgesamt etwa 320 Ein- und Mehrfamilienhäusern. Das zur selben Zeit eingeweihte General John Shalikashvili Kommando- und Führungszentrum hat etwa 90 Millionen US-Dollar gekostet. Es soll Standort von über 1.000 Soldaten werden, die voraussichtlich ab September 2013 hier arbeiten und die Aktionen der etwa 30.000 in Europa stationierten US-Soldaten steuern. Aber die neue Wiesbadener Europazentrale hat nicht alleine für sie Bedeutung, sondern auch für die Stadt selbst. Welche Bedeutung das genau ist, wird kontrovers diskutiert. Während Wiesbadens Oberbürgermeister Helmut Müller die US-Army als „wichtigen Wirtschaftsfaktor“ bezeichnete, bezweifelte etwa die Frankfurter Rundschau das in einem Artikel vom 28. Dezember 2010 zumindest für den Einzelhandel. Die neuen Einwohner Wiesbadens werden „ihr Geld vor allem in den eigenen Siedlungen lassen“ zitierte sie Gary Bautell, den Präsidenten des Verbandes der Deutsch-Amerikanischen Clubs.
Und was ist mit Heidelberg?
Heidelberg wird bis Ende 2015 den Abzug der US-Army erleben. Zurück bleibt ein Areal von etwa 180 Hektar Größe. Betrachtet man die Metropolregion Rhein-Neckar, summiert sich die Größe aller von der US-Army verlassenen Flächen gar auf über 750 Hektar. In Heidelberg sollen die Bürger mitdiskutieren, was aus den Flächen zukünftig wird. Die Stadt hält auf ihnen sowohl Wohnraum wie Gewerbeflächen für grundsätzlich möglich. Sie bringt daneben aber auch Erholungsräume für die kommende Nutzung ins Spiel und spricht von der Notwendigkeit, dort eine gute Infrastruktur mit ÖPNV, Kindergärten, Nahversorgung und Sporteinrichtungen zu entwickeln. Inwieweit sie selbst Flächen ankaufen wird, lässt sie offen. Derzeitiger Eigentümer ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImMA). Ebenso offen bleibt bisher, ob Bestandsgebäude wirtschaftlich umgenutzt werden können oder besser abgerissen werden sollten. Konkretere Antworten auf solche Fragen darf man wohl erst nach dem endgültigen Abzug der US-Army erwarten.
Hier im Norden sollen in der Region Soltau-Celle massive Truppenabzüge der englischen Streitkräfte kommen – auch wenn noch nichts konkretes bekannt ist, so dürfte schon allein das Gerücht für Unruhe sorgen. Besonders spannend werden wohl die Auswirkungen auf die Preise von Immobilien werden….da musste ja schon so mancher Ort bluten, als z.B. der Bundesgrenzschutz sich zurück zog.