Geht man einmal durch eine belebte Einkaufsstraße und fragt wahllos einige Leute, ob sie das Empire State Building kennen, werden viele Menschen diese Frage wohl bejahen. Manche Immobilien verlieren ihren Ruhm nicht, wenn sie alt werden, wenn jüngere ihnen Titel wie den des höchsten Gebäudes der Welt abnehmen. Wenn solch eine Immobilie, die nunmehr bereits etwa achtzig Jahre alt ist, nun mit dem LEED Gold-Zertifikat für Bestandsimmobilien ausgezeichnet wird, ist das schon etwas Besonderes. Es ist ein weltweit sichtbares Zeichen, wie viel Energieeffizienz auch bei alten Gebäuden möglich ist, wenn man sie richtig saniert.
Ein Wolkenkratzer mit Tradition
Den Status als höchstes Gebäude der Welt hat das Empire State Building längst verloren. Über vierzig Jahre lang hat es diesen Titel getragen, bevor es 1972 vom aus bekannten Umständen nicht mehr existierenden Nordturm des World Trade Centers abgelöst wurde. Lassen wir Fakten sprechen: Das Empire State Building ist 381 Meter hoch, hat 102 überirdische Stockwerke und laut „die-wolkenkratzer.de“ waren 60.000 Tonnen Stahl für seinen Bau nötig. Dieser Bau dauerte die kurze Zeit von etwa 410 Tagen, was wohl bis heute für derart hohe Gebäude ein Rekord ist. Das Empire State Building gehört längst zu den größten Attraktionen New Yorks. Auf der 86sten und der 102ten Etage befinden sich Aussichtsplattformen, die zahlreiche Touristen anziehen. Im Ranking des Magazins Focus der zehn Top-10-Sehenswürdigkeiten der USA liegt das Empire State Building auf Rang 7 mit laut Angaben von Focus jährlich über 3,8 Millionen Besuchern.
Energieverbrauch wird um 38 Prozent reduziert
2009 verkündeten Ex-Präsident Bill Clinton als Gründer der Clinton Climate Initiative, New Yorks Bürgermeister Michael Bloomberg und Energie-Experte Amory Lovins gemeinsam im achtzigsten Stockwerk des Wolkenkratzers den Beginn einer energetischen Sanierung des Empire State Buildings. Über sechzig Ideen für Effizienzmaßnahmen soll es anfangs gegeben haben. Das Projektteam schöpfte aus diesem Pool insgesamt acht konkrete Maßnahmen-Bereiche. Sie betrafen etwa die Fenster, das Heizsystem, ein DDC Kontrollsystem für Gebäudeautomatisierung und ein Steuerungsprogramm für die Lüftung. Stufenweise sollten dafür 13,2 Millionen US-Dollar ausgegeben werden (etwa 9,75 Millionen Euro), nicht inbegriffen sind dabei die Maßnahmen für weitere benötigte Arbeiten. Die Süddeutsche Zeitung schrieb 2009 von zwanzig Millionen US-Dollar Kosten für die Sanierung. Alle Maßnahmen zusammen, zielten auf einen um 38 Prozent reduzierten Energieverbrauch und eingesparte Energiekosten von 4,4 Millionen US-Dollar im Jahr.
Einmal LEED fürs Empire State Building
Seit 2009 ist eine Menge geschehen. So wurde unter anderem bis Oktober 2010 eine reflektierende Dämmung hinter allen 6.514 Heizkörpern installiert. Alle 6.514 Fenster wurden zudem bis zum selben Zeitpunkt erneuert, wobei 95 Prozent des alten Glases wieder verwendet worden sind. Und nun besitzt das Empire State Building also die LEED Zertifizierung Gold für Bestandsimmobilien. Die LEED Zertifizierung ist das vom U.S. Green Building Council entwickelte Zertifizierungssystem. Es existiert in verschiedenen Varianten für unterschiedliche Immobilien und vergibt jeweils maximal 100 Punkte an die zu bewertende Immobilie. In die Bewertung fließen Kriterien wie der Einfluss der Immobilie auf die Umgebung, der Wasser- und Energiebedarf, verwendete Materialien, aber auch der Einfluss des Gebäudeinneres auf die menschliche Gesundheit ein. Gold gibt es für 60 bis 79 Punkte.
Yes we can!
Dieser vielleicht mittlerweile etwas abgenutzte Spruch mag auf das energetisch sanierte Empire State Building noch immer passen. Es ist ohne Zweifel ein Vorzeigeprojekt. Seht her, was möglich ist, wenn man sich nur bemüht! Aber es ist wohl mit wie mit allen Vorzeigeprojekten: Bei ihnen bemüht man sich ganz besonders, scheut weder Mühen noch Kosten. Wie die Balance aus „Wirtschaftlichkeit der Maßnahmen“ und „gewollter Energieeffizienz“ aussieht, ist bei den vielen weniger oder gar nicht berühmten Gebäuden wohl eine ganz andere Frage. Hier Antworten zu finden, dürfte für die Zukunft eine noch wichtigere Aufgabe sein.