Du betrachtest gerade Energetisches Sanieren ODER Altbau ist nicht gleich Altbau

Klimaschützer sind unzufrieden, Besitzer von Altbauten atmen auf, Mieter stöhnen angesichts vorausgesagter Mieterhöhungen – Energiekonzepte werden wohl niemals alle Betroffenen zufrieden stellen, unabhängig davon, was sie nun beinhalten. Das ursprüngliche Ziel, alle Gebäude in Deutschland bis 2050 auf einen klimaneutralen Stand zu bringen, ist jedenfalls nicht mehr im aktuellen Konzept enthalten. Es wäre wohl rechtlich auch tatsächlich bedenklich, alle Hausbesitzer zu passenden Maßnahmen zwingen zu wollen, zumal sich die Wirtschaftlichkeit einer energetischen Sanierung von Altbau zu Altbau unterscheidet. Eine passende und vielleicht stärker differenzierte Förderung scheint dagegen das „A“ und „O“ zu sein.

Sanieren lohnt sich in sehr unterschiedlichem Maße

Fakten zur Wirtschaftlichkeit energetischer Sanierungen bei unterschiedlichen Altbauten lieferte das Institut für Wirtschaftsforschung (IfW) in Halle mit einer aktuellen Studie. Ein Ergebnis: In ihr wurden Daten von 200.000 Gebäuden in Deutschland analysiert. Unsanierte mittelgroße Bauten aus der Zeit von 1900 bis 1918 haben laut Studie etwa im Vergleich zu unsanierten Gebäuden aus den fünfziger und sechziger Jahren relativ gute Energieeffizienzwerte. Ihre Außenwände, so das IfW, bestehen häufig aus Vollziegeln, die Wärme relativ gut im Haus halten. Im Vergleich verbrauchen unsanierte Gebäude aus jener Zeit vor dem Ersten Weltkrieg daher nur etwa zehn Prozent mehr Heizenergie als nach einer Sanierung. Zugleich ist eine Sanierung oftmals relativ kostspielig, da die Außenwände häufig durch Ornamente geschmückt sind, was zu aufwändigen Sanierungen führt. Ganz anders — so das IfW weiter — sei die Sachlage bei Bauten aus den fünfziger Jahren. Bei ihnen senken Sanierungen den Energieverbrauch des Hauses um durchschnittlich 27 Prozent. Für das IfW Halle ist das Fazit klar: Die Förderpolitik muss auch den jeweiligen Bau berücksichtigen, der saniert werden soll, und die Förderung sollte in der Höhe differenzieren. Ansonsten dürfte es sich der Besitzer eines Altbaus aus den Anfängen des 20sten Jahrhundert dreimal überlegen, ob er sein Haus saniert oder nicht. Die Wirtschaftlichkeit der Sanierung dürfte für ihn oftmals nicht gegeben sein.

Höhere Förderung bringt Gewinn für alle?

Der zu verteilende Topf ist klein geworden, jedenfalls im Vergleich zu 2009. So standen 2009 für das CO2-Gebäudesanierungsprogramm des Bundes noch 2,2 Milliarden Euro zur Verfügung. 2010 waren es dann nur noch 1,35 Milliarden und 2011 wird der gesamte Förderbetrag wohl trotz jüngster Aufstockung unter die Milliardengrenze rutschen. Da fragt man sich, ob überhaupt Raum für eine Differenzierung da ist: Wenn Besitzer von Häusern aus der Zeit von 1900 bis 1918 mehr Geld bekämen, müssten Besitzer von Häusern aus den 50er- und 60er Jahren wahrscheinlich weniger erhalten, um die Grenzen des Etats zu berücksichtigen. Was soll da für die Besitzer jüngerer Altbauten noch übrig bleiben? Fakt ist wohl: Alleine, um zum Klimaschutz beizutragen, werden sich vermutlich nur gut betuchte Immobilienbesitzer mit Verantwortungsgefühl gegenüber der Umwelt freiwillig auf eine Sanierung bisher unsanierter alter Häuser einlassen. Viele andere werden auch auf ihren Geldbeutel schauen und auf dieser Basis entscheiden, ob sie sanieren lassen oder nicht. Angemessene staatliche Hilfen könnten da wertvolle Anreize schaffen und auch dem Bund nicht alleine Vorteile beim Klimaschutz verschaffen. Laut Aussage von Martin Mathes (IG Bau Recht) in einem Interview mit dem Energieportal „energieglobe.de“ initiiert jeder als Förderung der Energieeffizienz eingesetzte Euro des Bundes Investitionen in Höhe von fünf Euro und bringt dem Bund anschließend 1,70 Euro in Form von Steuern und Abgaben zurück. Martin Mathes beruft sich dabei auf nicht näher von ihm benannte Studien. Nun haben Zahlenspiele bisweilen die Eigenschaft, ganz andere Ergebnisse zu bringen als Zahlenspiele zum selben Thema mit anderen Autoren. Sollte Martin Mathes aber auch nur halbwegs Recht haben, wären steigende Förderungen ein Win-Win-Geschäft, das sich auch der Bund eigentlich nicht entgehen lassen sollte.