Wer viele Gäste betreut, muss oft im wahrsten Sinne des Wortes auch viel Energie dafür aufbringen. Hoteliers bemerken das stets aufs Neue, wenn sie ihre Abrechnungen für die Heizung oder den Stromverbrauch erhalten. Höhere Energieeffizienz im Betrieb anzustreben, ist daher auch in der Hotelbranche nicht nur ein Beitrag zum Klimaschutz, sondern auch ein Gebot wirtschaftlichen Handelns. Hier gehört einerseits jeder Schritt im Betriebsablauf eines Hotels auf den Prüfstand, andererseits aber auch die bestehende oder geplante Hotelimmobilie selbst. Wer neu baut, entscheidet sich dann vielleicht für ein Hotel wie das Explorer Hotel im Allgäu. Es ist das erste Hotel europaweit, das als Passivhaus zertifiziert wurde.
Das hoch energieeffiziente Hotel im Allgäu
Das als Passivhaus konzipierte Explorer Hotel steht in der deutschen Gemeinde Fischen nahe Oberstdorf (Allgäu) und nennt sich „Explorer Hotel Oberstdorf“. Es beschreibt sich selbst als „trendiges Sport-“ sowie als „Budget-Designhotel“. Laut Buchungsplattform HRS.de bietet das 2010 erbaute Haus 76 Zimmer auf drei Etagen, davon zehn Einzel- und 66 Doppelzimmer. Daneben unterhält es für seine Gäste unter anderem einen Sport- und Spa-Bereich. Das bisher Genannte mag attraktiv klingen, macht das Hotel aber noch nicht wirklich zu etwas Besonderem. Besonders wird es erst durch seine hohe Energieeffizienz.
Der Kohlendioxidausstoß des Hauses sei um 95 Prozent geringer als bei einem herkömmlich erbauten Hotel gleicher Größe, schreibt die Explorer Hotel Fischen GmbH & Co. KG auf der Internetseite zum Hotel. Das Hotel verbrauche „für Heizung, Warmwasser, Lüftung und Strom 70 Prozent weniger Energie als ein herkömmliches Hotel“ wird zudem der Besitzer des Explorer Hotels Oberstdorf, Jürnjakob Reisig, auf dem Businessportal B4bschwaben.de zitiert. Die Energie, die verbraucht werde, stamme darüber hinaus aus regenerativen Energiequellen, heißt es weiter. Möglich wird die hohe Energieeffizienz des Hotels unter anderem durch eine besonders wärmegedämmte Gebäudehülle, Solar- und Photovoltaiktechnik sowie dreifachverglaste Fenster. Das alles brachte dem Hotel im Allgäu den Status eines zertifizierten Passivhauses ein.
Energieeffizienz ist nicht nur im Allgäu Thema
Mag das Explorer Hotel in Fischen auch Europas erstes als Passivhaus zertifiziertes Hotel sein, es ist sicherlich nicht das erste und einzige Hotel, bei dessen Bau das Thema Energieeffizienz eine Rolle gespielt hat. Schließlich ist das Passivhaus „nur“ eins aller möglichen Konzepte für energieeffiziente Immobilien, wobei der Begriff „Passivhaus“ geschützt ist und Zertifikate vom Darmstädter Passivhaus Institut vergeben werden. Fünf andere Hotels, bei denen Energieeffizienz ebenfalls eine bedeutende Rolle spielt, haben Anfang September die gemeinsame Vermarktungsplattform „Sleep Green“ ins Netz gestellt. Bei den Hotels handelt es sich um das Wiener Boutique-Hotel Stadthalle“ in Wien mit 80 Zimmern, das „Hotel zur Post“ in Salzburg (37 Zimmer), das Bad Aiblinger „B&O Parkhotel“ mit 70 Zimmern sowie das Freiburger „Best Western Premier Hotel Victoria“ (66 Zimmer) und das Münchner Derag Livinghotel „Campo dei Fiori“ mit 43 Zimmern. Ihnen allen gemeinsam ist der Wille, Gästen ein umweltfreundliches Übernachten ohne Verzicht auf Komfort zu ermöglichen.
Energieeffizienz als mögliches Unterscheidungsmerkmal
Bewusst den Weg zu mehr Energieeffizienz einzuschlagen, bringt nicht nur auf der Kostenseite Vorteile, sondern kann auch bei der Vermarktung Vorteile bringen. So berichten die Gründerhotels von Sleep Green davon, dass die Nachfrage von Firmen und Einzelreisenden groß ist, die Wert auf einen komfortablen UND umweltbewussten Aufenthalt legen. Nachhaltigkeit kann hier zum Wettbewerbsvorteil werden. Dabei geht es dann allerdings nicht um die Hotelimmobilie alleine, sondern auch um den effizienten Umgang mit Energie beim Betrieb des Hauses. Nur ein stimmiges Gesamtkonzept wirkt glaubhaft. Die energieeffiziente Immobilie gehört jedoch in jedem Fall dazu. Ohne sie lässt sich ein Hotel kaum als ein nachhaltig bewirtschaftetes Haus in der Öffentlichkeit kommunizieren. Auch die Betreiber bereits bestehender Hotels werden sich das zu Herzen nehmen und schauen müssen, ob sie nicht in Maßnahmen für eine höhere Energieeffizienz ihrer Hotelimmobilie investieren. Hilfe dafür bietet etwa die „Energiekampagne Gastgewerbe“ des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (DEHOGA Bundesverband) und des Hotelverbands Deutschland (IHA).
Das IHA-Konjunkturbarometer konnte für deutsche Hotels im Allgemeinen zuletzt positive Zahlen melden: So stieg die Zahl der Übernachtungen im ersten Halbjahr 2012, verglichen mit dem Vorjahreszeitraum, um 6,5 Prozent. Die Umsätze nahmen um 1,1 Prozent zu und die durchschnittliche Zimmerauslastung stieg um 2,2 Prozent, Dennoch dürfte die Lage von Hotels in Deutschland individuell sehr unterschiedlich sein und selbst bei gut laufenden Häusern kann der eine oder andere zusätzlich Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz nicht schaden: Man weiß ja nie, was in Zukunft so alles kommt. Energieeffizienz könnte solch ein Vorteil sein.
Sehr spannender Beitrag. Ich glaube die wenigstens Hotelgäste haben sich über das Thema Energie sparen im Hotel einmal gedanken gemacht, weil sie ja gerade im Hotel einmal nicht für den Stromverbrauch zahlen müssen. Die Hotels sollten sie deshalb dran erinnern, dass sie trotzdem nicht unnötig Energie verbrauchen müssen.
Hübsche Idee für die Elite, während die Masse weiterhin für 299 Euro 10 Tage nach Malle oder Ägypten fliegt – da stimmt die Klimabilanz dann leider so gar nicht.