Die Idee des schwedischen Möbelhausriesen Ikea ist im Grunde nicht zu verachten, Fertighäuser mit dem signifikanten Namen „BoKlok“ zu deutsch „wohn gut / klug“ sollten eine Bahn brechende und bezahlbare Neuerung auf dem deutschen Fertighausmarkt sein. Doch die ersten Wellen der Begeisterung ebben nach harscher Kritik der Stiftung Warentest ab.
Von Ikea und Skanska initiiert, sollte das Bauunternehmen Bien-Zenker die BoKloks in Deutschland auf den Markt bringen. Zwei Ausfertigungen sollte es geben, BoKloks als Mehrfamilienhäuser ausgelegt, die umgeben von Grünanlagen günstige Wohnungen bieten sollten und Reihenhäuser, die für Familien mit 2 Kindern konzipiert wurden. Das Konzept schien auch zunächst aufzugehen. Nachdem das Projekt in anderen Ländern wie Schweden oder Großbritannien bereits großen Anklang fand, hier wurden bereits zahlreiche Häuser errichtet, stürmten auch deutsche Häuslebauer die blauen Schwedenmöbelhochburgen, um mit einem BoKlok-Vertrag im Gepäck wieder ins Auto zu steigen. Ikea dachte sogar darüber nach, die Häuser per Losverfahren an den Mann zu bringen.
Nachdem die Stiftung Warentest dann Anfang des Jahres anhand von Plänen harsche Kritik an Bauqualität, Schallschutz, Wärmedämmung und vertraglichen Regelungen zur Energieversorgung übte, hier fielen Begriffe wie „Knebelklauseln“ (der Käufer ist über 15 Jahre an einen bestimmten Strom- und Heizwärmeanbieter gebunden und darf diesen nicht wechseln), sind viele Hausinteressenten ins Grübeln gekommen. Denn auch der Preis ist kein Schnäppchen im herkömmlichen Sinn. Je nach Lage müssen für ein BoKlok mit Grundstück zwischen 180.000 und 250.000 Euro einkalkuliert werden, Einrichtungsgutschein von Ikea inklusive. Für eine junge Familie eine nicht gerade unerhebliche Summe. Geht man bei einem Reihenhaus von einem eher kleinen Grundstück aus, entfallen rund 2/3 des Kaufpreises allein für das Haus, das beim Modell Immeln über 102 Quadratmeter Wohnfläche, beim Modell Fryken über lediglich 84 Quadratmeter Wohnfläche verfügt. Hier noch einige Ausstattungsdetails, die man sich beispielsweise im Musterhaus Immeln auf dem Ikea-Gelände in Wallau bei Wiesbaden anschauen kann: Eingang mit Glasvordach, kleiner Flur, das eigentliche Haus wird über die 12 Quadratmeter große Küche betreten, im EG befindet sich außerdem eine kleine Gästetoilette ohne Fenster sowie ein 21 Quadratmeter großes Wohnzimmer, in das auch ein kleiner Arbeitsbereich integriert werden kann. Über eine Holztreppe geht es ins Obergeschoss, das über ein Schlafzimmer (14 qm), 2 Kinderzimmer (jeweils 10 qm) sowie ein 5 Quadratmeter „großes“ Bad verfügt. Das Raumklima im Haus wird über eine Entlüftungsanlage geregelt. Die Konstruktion des Hauses ist die so genannte Holzständeweise, die aus 20 cm starken Kanthölzern besteht und einen schnellen Aufbau gewährleistet. Die Außenwände lassen dagegen zu wünschen übrig, da hier eine Installationsebene fehlt, was ebenfalls von Stiftung Warentest bemängelt wurde. Zusätzliche Installationen wie Steckdosen oder größere Vorrichtungen in den Außenwänden sind nicht zu empfehlen, da diese zu Bauschäden führen können.
Wenn es um die eigenen vier Wände geht, wird der Deutsche dann im Zweifelsfall doch nachdenklich. Und die logische Konsequenz daraus lässt nicht lange auf sich warten: wie Ikea jetzt bekannt gab, wurden zwei der vier geplanten Reihen- und Mehrfamilienhausprojekte zunächst für unbekannte Zeit auf Eis gelegt. Hierbei handelt es sich um die Projekte in Hofheim-Langenhain und Nürnberg. Und auch für die Objekte in Wiesbaden-Auringen und Offenbach mangelt es wider Erwarten derzeit an Käufern. Realisiert werden sollen die Immobilien aber auf jeden Fall. Wann die erste Bauphase beginnt, will Ikea dann frühestens zur Jahreswende mitteilen.