Du betrachtest gerade Fonds bekommen Appetit auf Kindertagesstätten

Kinderwelten I heißt der erste geschlossene Immobilienfonds in Deutschland, der auf KITAs (Kindertagesstätten) als Anlageobjekte setzt. Mehr als 50 Millionen Euro hat der von der Fonds-Gesellschaft AviaRent aufgelegte Fonds eingesammelt. Ende des Jahres wird er geschlossen. Ein zweiter Kinderwelten-Fonds werde bereits vorbereitet, berichtet die Gesellschaft aktuell. Mit den KITAs reiht sich eine neue Immobilienklasse in die Gruppe der Nischenimmobilien im Fokus von Fonds-Gesellschaften ein. Pflegeimmobilien tummeln sich dort ja schon eine Weile lang recht erfolgreich.

Kinderwelten und andere KITA-Fonds

AviaRent hat Kinderwelten I als reinen Eigenkapitalfonds für institutionelle Anleger entwickelt und berichtet in einer Pressemitteilung vom 12. November 2012, dass die Ausschüttung „bei den prognostizierten 7 Prozent jährlich liege“ und dass man vom „Erfolg dieses Fonds bei institutionellen Investoren“ selbst überrascht gewesen sei. Insgesamt wird Kinderwelten I laut Angaben von AviaRent rund 30 Objekte enthalten, größtenteils neu entwickelte KITAs, aber vereinzelt auch bestehende. Um die Attraktivität des Fonds zu betonen, verweist das Unternehmen auf die „zuletzt noch rund 220 000 Plätze für unter Dreijährige, um den 2007 beschlossenen Ausbaustand von durchschnittlich 35 Prozent bundesweit in der U3-Betreuung zu erreichen.“ AviaRent ist keineswegs das einzige Fondshaus, das in Kindertagesstätten Chancen erkennt. So berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vom Emissionshaus Habona Invest, das ebenfalls einen Kita-Fonds entwickelt habe, der allerdings noch von der Finanzaufsicht Bafin zum Vertrieb zugelassen werden muss.

Pflegeimmobilien sind längst im Blickfeld

Pflegeimmobilien sind im Gegensatz zu den KITAs bei den Alternativen zu Klassikern wie Büro, Hotel oder Wohnungen schon fast ein alter Hut. Das Magazin „Stern“ berichtete etwa 2005 vom damals jungen Markt „Pflegeimmobilien“. Lange Zeit hätten sich nur wenige und kleinere Fonds mit diesen Immobilien beschäftigt, nun sei aber auch eine Handvoll größerer Anbieter aktiv, hieß es. Andere Quellen als der „Stern“ berichten von einem ersten zaghaften Start von Fonds mit Pflegeimmobilien Ende der 90er Jahre. Ein sofortiger Boom ließ sich damals jedoch nicht beobachten. Mittlerweile ist die Attraktivität von Pflegeheimen als Anlageobjekten aber deutlich gestiegen. Argumente wie lange Mietvertragszeiten mit Pflegeheim-Betreibern und die demografische Entwicklung einer alternden Gesellschaft in Deutschland wirken heute deutlich anziehender als noch vor einigen Jahren. Und so möchte auch der Riese AXA Real Estate für seine neu geplante Immobilien-Asset-Klasse „Alternative“ einen Großteil der neu anzulegenden Gelder in deutsche Gesundheitsimmobilien wie Kliniken, Senioren- und Pflegeheime investieren, berichtet Autorin Monika Leykam in der Immobilien-Zeitung am 25. Oktober 2012.

Risikolos sind auch diese Investitionen nicht

„Insgesamt bieten Nischenimmobilien eine langfristig hohe Einnahmesicherheit“. Diesen Satz einer bisher unveröffentlichten Studie der Rating-Agentur Scope zitiert die FAZ in ihrem Artikel vom neunten November 2012. Mit Nischenimmobilien sind hier Immobilien wie KITAs, Pflegeimmobilien, aber auch Parkhäuser, Fachmarktzentren und Studentenwohnungen gemeint. Das Zitat klingt so, als wäre man heute mit einem Investment in Nischenimmobilien auf der sicheren Seite. Aktuelle Entwicklungen wie die alternde Gesellschaft Deutschlands und die fehlenden KITA-Plätze im Land lassen zumindest für Pflegeimmobilien und Kindertagesstätten Gutes erwarten, während man bei Stundenwohnungen vielleicht aufpassen muss, sich nicht durch den doppelten Abiturjahrgang blenden zu lassen und Potenziale mancherorts zu positiv einzuschätzen. Allgemeine Marktanalysen sollten zudem generell niemanden dazu verführen, vor lauter Glückseligkeit beim Blick auf die Assetklasse den Blick auf die konkrete Immobilie oder konkreten Immobilien zu vergessen, an denen man sich mit einem Anteil an einem geschlossenen Fonds beteiligt. Es klingt wie eine Binsenweisheit, aber man sollte es sich bisweilen nochmals in Erinnerung rufen: Pflegeheim ist nicht gleich Pflegeheim und KITA ist auch nicht gleich KITA. Jede Immobilie ist einmalig und definiert auch einmalige Chancen: mal größere, mal kleinere.

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