Wer mietet und einzieht, bekommt einen OBI-Gutschein im Wert von bis zu 1.000 Euro und renoviert die Wohnung selbst, die er anschließend für eine verhältnismäßig geringe Miete bewohnt. Das ist das Grundprinzip der so genannten Hammer-Wohnungen. Bisweilen ist Kreativität gefragt, wenn es um die Vermietung von Wohnimmobilien geht. Und dann arbeitet Immobilien-Marketing nicht nur daran, weitere Kanäle für die Präsentation von Immobilien zu erschließen. Sie definiert auch Leistungen, Rechte und Pflichten neu, die Mieter und Vermieter mit Unterschreiben des Mietvertrages vereinbaren.
Hammer-Wohnungen in Deutschland
Man kann das Wort „Hammer“ beim Konzept der Hammer-Wohnungen, das von der MehrWertWohn GmbH für Kunden aus der Wohnimmobilien-Wirtschaft entwickelt wurde, wortwörtlich nehmen. Renovierungsbedürftig sind sie nämlich alle, die Wohnungen, die auf dem Internetportal des Projekts Hammer-Wohnungen angeboten werden. Die Baumarkt-Gutscheine, die man als Mieter erhält, haben einen Wert von 500, 750 oder 1.000 Euro, je nach angebotener Wohnung. Auf dem Portal findet man dann etwa die 2-Zimmer-Wohnung in Berlin-Spandau mit 67 m² und 500-Euro-Gutschein für eine Kaltmiete von 271 Euro oder drei Zimmer mit insgesamt 55 m² und einem 750-Euro-Gutschein für 218 Euro Kaltmiete in Crimmitschau im sächsischen Landkreis Zwickau. Zu den Kunden der MehrWertWohn GmbH, die mit diesem Konzept Mietwohnungen anbieten, gehören unter anderem die Unternehmen Gagfah, die TAG Immobilien und die GSW Immobilien AG sowie die Gewobag in Berlin. Im Januar 2012 kamen mit ARWOBAU, der Bauverein Halle Leuna und die VLW Vereinigte Leipziger Wohnungsgenossenschaften drei neue hinzu.
Im besten Fall gewinnen am Ende alle
Zufriedenheit mit dem Konzept äußerte etwa die GSW Immobilien AG in einer Pressemitteilung der MehrWertWohn GmbH vom September 2011. „Man habe bereits 2009 als erstes Wohnungsunternehmen auf Hammer-Wohnungen zugegriffen“, wird Marc Niederprüm als Leiter „Neukundenmanagement“ der GSW Immobilien AG dort zitiert, und konnte seither „rund 1.000 Wohnungen aus dem langfristigen Leerstand erfolgreich vermieten“. Dazu trägt wohl nicht alleine die Idee mit dem Gutschein für angehende Mieter und Renovierer bei, sondern auch das Netzwerk, über das die jeweilige Wohnung bekannt gemacht wird. Die eigene Internetplattform der Hammer-Wohnungen gehört ebenso dazu wie das Portal ImmobilienScout24 und die regional ansässigen OBI Baumärkte. Doch obwohl das Konzept sich dafür eignet, auch Mieter für ehemalige „Ladenhüter“ zu finden, biete man mit dem Hammer-Wohnungen-Portal keine „Entladeplattform für schlecht gepflegte Wohnungen“, berichtet die MehrWertWohn GmbH selbst. Von den potenziellen Vermietern werde verlangt, dass der Mieter einerseits sofort mit seiner Renovierung beginnen kann und dass das Unternehmen andererseits selbst in die Wohnanlage und das Umfeld investiert. Bestenfalls können bei solch einem Konzept Viele gewinnen: die Mieter, die Vermieter, der Baumarkt und auch die MehrWertWohn GmbH als Entwickler des Konzepts.
Je schlechter die Lage, desto kreativer muss Vermarktung sein
Blickt man auf begehrte Stadtviertel in Ballungsräumen, scheint kreative Vermarktung von Wohnimmobilien bisweilen noch immer überflüssig wie ein Kropf zu sein. Das Wohnungsangebot ist im Vergleich zur Nachfrage niedrig und eine Mietwohnung muss für eine lange Leerstandszeit oftmals schon relativ viele Mankos mitbringen. In anderen Regionen, Vierteln und Städten ist dagegen ein ideenreicheres Immobilienmarketing schon viel eher erforderlich. Hier reicht es möglicherweise nicht mehr aus, sich fürs Immobilien-Marketing nun auch Facebook, Twitter und Co. sowie die Welt der Smartphones zu erschließen. Hier liegt möglicherweise eine der Keimstätten von Innovationen, mit denen sich potenzielle Vermieter künftig von Konkurrenten abheben, indem sie Mehrwertangebote mit vielen Gewinnern kreieren.
Klar bleibt dennoch zweierlei:
Eine von vielen potenziellen Mietern als schlecht empfundene Lage bleibt ein Manko, das sich insbesondere in strukturschwachen Regionen nicht alleine durch kreative Vermarktung von Immobilien lösen lässt. Immobilien-Marketing ist kein Allheilmittel, mit dem sich alles verkaufen lässt, sofern nur die richtige Idee aufkommt. Zugleich kommt man vielerorts nicht um Investitionen in Sanierung und/oder Modernisierung herum, wenn eine Wohnimmobilie attraktiv bleiben soll. Nur Geld fürs Marketing auszugeben, reicht zumeist nicht. Ob Vermieter die Sanierung und Modernisierung dann komplett selbst übernehmen oder Teile davon dem Mieter überlassen, der dafür mit niedriger Kaltmiete und einem Baumarkt-Gutschein belohnt wird, macht jedoch bisweilen den Unterschied aus zwischen „gut“ und „auch gut vermarktet“.