Der Hamburger Senat dürfte wohl befreit aufatmen, wenn die Hamburger Elbphilharmonie irgendwann endlich fertig gebaut worden ist. Wann genau das sein wird, ist allerdings weiterhin ungewiss. Die geplanten Baukosten sind inzwischen von einstmals etwa 77 Millionen Euro auf ungefähr 500 Millionen Euro angewachsen. Ein Untersuchungsausschuss durchleuchtet derzeit die Gründe für die Kostenexplosion. Und nun tauchen Meldungen in den Medien auf, dass es aktuell Baumängel beim Projekt gäbe. Das ersehnte Happyend scheint für Hamburg noch in weiter Ferne zu liegen.
Philharmonie mit „Wow-Effekt“
„Wir wollen in allen Bereichen den „Wow-Effekt“. Mit diesen Worten zitierte das Hamburger Abendblatt am zwanzigsten Mai Christoph Becher, den Referenten des Elbphilharmonie-Intendanten Christoph Lieben-Seutter. Gemeint hat Christoph Becher den Neubau der Hamburger Elbphilharmonie. Auch Lieben-Seutter selbst kommt im Artikel zu Wort. Er spricht von der Architektur des Baus, die von Anfang an Spitze gewesen sei, von Top-Akustik und vom Programm, das gemeinsam mit den anderen beiden Komponenten zum Schlüssel zur Weltklasse der Elbphilharmonie werden soll. Großes ist geplant. Ganz Großes.
Mögliche Baumängel ohne „Wow-Effekt“
Etwas andere Töne schlug einige Tage zuvor das Magazin Focus an. Baumängel, so das Magazin, könnten das Großprojekt weiter verteuern. Laut der Generalplaner Jacques Herzog und Pierre de Meuron soll es Sicherheitsmängel bei tragenden Teilen und Mängel beim Beton der äußeren Wände geben. Mittlerweile — so Focus — habe die Realisierungsgesellschaft einen Baustopp verhängt, damit die Schäden behoben werden können. Das für die Elbphilharmonie verantwortliche Bauunternehmen ist das Unternehmen Hochtief aus Essen. Es versicherte inzwischen, dass die Kritikpunkte „abgearbeitet“ seien und mit einem hohen Qualitätsstandard behoben würden. Das wäre wohl auch gut so: Die Frage bleibt aber dennoch im Raum, warum es soweit kommen musste, dass es überhaupt etwas abzuarbeiten gibt?
Die Frage nach dem „wann“
Grundsteinlegung für die Elbphilharmonie war der zweite April 2007. Ein neues Wahrzeichen Hamburgs, ein Touristenmagnet soll sie werden, schreibt die Stadt selbst in ihrem offiziellen Stadtportal. Viel teurer als geplant wird dieser Magnet in jedem Fall und in Zeiten von Rettungspaketen ist das wohl noch weitaus schlechter als sonst. Aber vielleicht wird ja irgendwann alles gut: Hamburg hat eine florierende neue Philharmonie und kann die Vergangenheit vergessen? Der Termin der offiziellen Fertigstellung des Baus liegt laut der Seite Elbphilharmonie-Bau.de noch immer im Mai 2012. Mittlerweile ist allerdings auch das Jahr 2013 als Abschlusstermin im Gespräch. Dem Hamburger Amtsgericht liegt derzeit eine Klage des Senats gegen Hochtief vor. Der möchte Hochtief zwingen, einen definitiven Termin für den Abschluss des Bauprojekts zu nennen. Das dürfte dem Unternehmen angesichts nicht geplanter und nach Medienberichten selbst verschuldeter Sanierungsarbeiten nicht unbedingt leichter als zuvor fallen.