Keine Frage: London ist eine aufregende, pulsierende Stadt und nach wie vor einer der wichtigsten Büromärkte, wenn nicht der wichtigste in Europa. London ist aber auch eine Stadt, in der sich die Faszination erleben lässt, die Menschen bisweilen beim Anblick von Immobilien empfinden. Eine „Scherbe“ (Shard) wird in Großbritanniens Hauptstadt – zumindest vorübergehend – zum höchsten Gebäude Westeuropas, ein berühmter „Tempel of Power“ wartet auf seine Bestimmung. London macht derzeit nicht nur aufgrund der kommenden Olympiade Schlagzeilen.
Londons gigantische Glasscherbe
Nun ist es also soweit. Londons „Scherbe“ aus Stahl und Glas hat seine Spitze bekommen und ist damit vorübergehend höchstes Gebäude in Westeuropa. Die Form des Wolkenkratzers gleicht einem spitz zulaufenden Turm, einem aus der Erde wachsenden Stalagmiten und ja, ein wenig mag man bei seinem Anblick auch an eine Glasscherbe denken. „The Shard“ besitzt also einen passenden Spitznamen. Der 310 Meter hohe Wolkenkratzer wird sich jedoch wohl nicht allzu lange als höchstes Gebäude Westeuropas halten. Der Pariser Turm „Hermitage Plaza“ wird ihn wohl 2016 mit 320 Metern Höhe übertrumpfen. Aber Immobilien müssen nicht immer Rekorde feiern und halten, damit sie im Gespräch sind und bleiben. Das mag auch für „The Shard“ gelten. Entstanden ist Londons Glasscherbe nach Plänen von Renzo Piano. Laut Focus Artikel vom dritten April 2012 haben 1.300 Arbeiter seit 2009 an ihr gebaut. Platz soll sie für 195 Hotelzimmer, Restaurants und 72 bewohnbare Etagen bieten. Von der Aussichtsplattform des Gebäudes dürfte man einen herrlichen Blick auf die Stadt haben.
Ein Bauwerk zwischen „hässlich“ und „schön“
„The Shard“ wird bereits als ein neues Wahrzeichen Londons gepriesen. Andererseits gibt es auch Stimmen, die der Scherbe Hässlichkeit unterstellen. Wie so oft gilt wohl: Über Geschmack lässt sich gut streiten, auch wenn man selten zu einem Ergebnis kommt. Aber ob Londons Glasscherbe nun schön ist oder nicht, interessant ist sie auf jeden Fall. Und das ist mehr, als viele andere Bauwerke von sich behaupten können.
Battersea Power Station – The Temple of Power
Ein anderes Bauwerk Londons ist derzeit weitaus weniger in den Schlagzeilen als “The Shard”, aber vielleicht ebenso imposant, wenn auch auf ganz andere Weise? Die Rede ist von der „Battersea Power Station“, die in der Umgangssprache bisweilen auch als „Temple of Power“ bezeichnet wird. Das ehemalige Kohlekraftwerk in London war bis 1883 aktiv und gilt als einer der größten Ziegelbauten in Europa. Es wirkt imposant mit seinen vier markanten Schornsteinen an jeder Ecke des rechteckigen Gebäudes. Das war wohl einer der Gründe dafür, dass es in vergangenen Tagen die Cover von Langspielplatten wie „Animals“ von Pink Floyd zierte und als Kulisse für Filme wie Hitchcocks „Sabotage“ oder „1984“ von Michael Radford diente. Solch ein Gebäude weckt auch die Fantasie derer, die seine mögliche Zukunft planen.
Viele Pläne führten zu nichts
Das Unternehmen „Parkview International“ entwarf Pläne für Wohnungen, Entertainment sowie zwei Hotels in den alten Industriebauten des Kraftwerks. Aus der Idee wurde nichts. Ende 2006 ging das Areal dann für 595 Millionen Euro an das Unternehmen Real Estate Opportunities (REO). REO wollte für die „Battersea Power Station“ eine erneute Nutzung als Kraftwerk realisieren, in dem dieses Mal statt Kohle Müll und Biomasse in Energie umgewandelt wird. Auch ein Einkaufszentrum war geplant. Seit Dezember 2011 ist REO jedoch insolvent und die Zukunft des Temple of Power ist wieder völlig offen. Ein Teilabriss war im Gespräch und ist vielleicht noch nicht völlig aus den Köpfen. Allerdings müssten dabei Vorgaben eingehalten werden, da das Kraftwerk seit 1980 unter Denkmalschutz steht. Die Suche nach einem Käufer mit guten Ideen wurde bisher nicht aufgegeben.
Potenzielle Investoren brauchen viel Geld
Solvent sollte der neue Investor allerdings sein. Laut Financial Times Deutschland hat die Stadt London zumindest für das Umland des Kraftwerks Pläne. So soll der Masterplan für das 158.000 m² große Areal unter anderem den Bau von 3.400 Wohnungen und von Büros als auch eine neue Strecke der U-Bahn Londons beinhalten. Laut Financial Times Deutschland soll sich der Investor dabei mit 239 Millionen Euro an den Kosten beteiligen. Die Kosten des Gesamtprojekts, auf dem auch 894 Millionen Euro Schulden lasten sollen, werden mit sechs Milliarden Euro angegeben. Das hat nicht jeder im Portmonee und es muss sich erst einmal rechnen, wenn irgendwer den „Temple of Power“ kauft und in irgendetwas umwandelt. Es bleibt also spannend in London.