Du betrachtest gerade Stadtentwicklung, Erlebnisshopping – wohin steuern die Innenstädte?

So ganz neu ist es nicht, was Jones LangLasalle da in seiner Pressemeldung vom 21. Juni 2010 mit Thesen zur Zukunft des Einzelhandels aussagt: Erlebnisshopping ist im Trend und viele Einzelhandelsflächen böten Raum, den man für ein Gesamterlebnis „Shopping“ nutzen könnte. Dafür ist Einfaltsreichtum gefragt und die Abkehr von austauschbaren 08/15 – Angeboten. Viele neue Einkaufszentren realisieren solche Ideen bereits. Aber auch ganze Städte und Gemeinden sollten vielleicht stärker als bisher Fantasie spielen lassen, um sich als Orte zu präsentieren, in denen Menschen gerne verweilen und ebenso gerne einkaufen.

Handel in harter Konkurrenzsituation

Für das einzige Geschäft eines Ortes abseits der Zivilisation mag das Wort „Erlebnisshopping“ eher lustig klingen. Die Kunden kommen und kaufen, weil sie Dinge des alltäglichen Lebens brauchen. In Deutschland gibt es allerdings keine Orte abseits der Zivilisation mehr. Das und ein hoher Grad der Mobilität von Menschen sorgen dafür, dass Einzelhändler eventuell mit Dutzenden weiterer Einzelhändler konkurrieren und dass Innenstädte Kämpfe um Kunden für ortsansässige Geschäfte mit anderen Innenstädten und Einkaufszentren führen. Das Leben von Einzelhändlern wird dadurch nicht einfacher. Das von Stadtplanern auch nicht.

Zukunftstrends

Für Jones LangLasalle wird Erlebnisorientierung in Zukunft zum entscheidenden Kriterium für den Erfolg des stationären Handels. „Einst Sahnehäubchen, bald Torte“ betitelte das Unternehmen für Immobilienfinanz-, Beratungs- und Investment-Dienstleistungen deshalb seine Meldung. Die Aussage ist deutlich: Händler dürfen zukünftig nicht mehr nur Händler sein, sie müssen für Entertainment sorgen. Das gilt natürlich in erster Linie für größere Handelsketten und Einkaufszentren und wird dort auch zunehmend umgesetzt. Bleibt die Frage: aber wie? Jones LangLasalle hat einige Tipps für zukünftiges Handeln in seine Pressemitteilung integriert. So könnten der Meinung des Unternehmens nach „überraschende Standorte und Szenerien“ wie beispielsweise eine „Dorfatmosphäre in der Metropole“ beim potenziellen Kunden ebenso ankommen wie fantasievolle Gastronomieangebote in Einkaufszentren. Zumindest einmal nachdenken sollte man vielleicht auch über folgende Zukunftstrends, die das Unternehmen ausmacht:

– den Bedeutungsgewinn von ethischem Konsum und Nachhaltigkeit,

– das gesteigerte Interesse an unbekannten Marken aus anderen Erdteilen,

– und die Renaissance traditioneller Handelsformen wie etwa der Nacht-, Antik- und Flohmärkte.

Erlebnisorientierung auch wichtig fürs Stadtmarketing

Einiges von dem, was in erster Linie wichtig für Handelsunternehmen klingt, ist wohl auch fürs Stadtmarketing interessant. Auch hier gilt: Vielerorts wird über Innovation und auch über Erlebnisorientierung nachgedacht, um die Attraktivität der Innenstände zu erhöhen und sie in der Konkurrenz zu anderen Innenstädten zu stärken. Bisweilen wirkt das Ganze allerdings wie Stückwerk, dem das Gesamtkonzept fehlt. Ob dem tatsächlich so ist, können wohl nur die jeweils in die Planungsprozesse involvierten Personen einer Stadt entscheiden, aber so manche Stadt scheint sich als Erlebnisraum fürs „Einkaufen in der Stadt“ nicht recht profilieren zu können. Die prekäre finanzielle Situation manch einer Kommune dürfte das Engagement nicht einfacher machen. Aber vielleicht kosten gute Ideen nicht immer viel Geld? Für den einzelnen Handel und für Shoppingcenter wird in Zukunft ebenso viel Fantasie gefragt sein wie für den Handelsraum Innenstadt.