Du betrachtest gerade Wohnquartiere: Wie verbessert man das Quartiersimage?

Image besitzt nicht alleine bei Menschen einen großen Einfluss auf die Attraktivität, sondern auch bei Wohnquartieren. Die Erfolgschancen von Versuchen, ein Quartiersimage zu verbessern, könnten nach 2015 durch die Ergebnisse eines Forschungsprojekts mit dem Titel „Images innenstadtnaher Wohnquartiere“ (ImiWo) steigen. Das Projekt wird von der Fachhochschule Erfurt sowie den Unternehmen GEWOBAG Wohnungsbau-AG Berlin und Stadtbau Würzburg GmbH durchgeführt. Es untersucht, durch welche Faktoren das Image eines Wohnquartiers beeinflusst wird, wobei die Themen Gesundheitsförderung und Energieeffizienz in besonderem Maße im Fokus stehen. Ein Untersuchungsobjekt des Projekts ist das Berliner Quartier „Mehringplatz“ in Kreuzberg.

Ein Szenario – der Weg abwärts!

Im ungünstigsten Fall entwickelt sich bei Wohnquartieren eine Abwärtsspirale, die sie in die Tiefe reißt. Möglicherweise beginnt alles mit einer von Anfang an nur mäßigen Lebensqualität im Wohnquartier. Das Image des Quartiers ist von Anfang an schwach. Möglicherweise entwickelt sich ein sozialer Brennpunkt, den viele Menschen meiden. Dadurch steigen eventuell die Leerstände, während die Verdienste der Immobilienbesitzer ebenso wie ihre Chancen sinken, für Wohnungen neue Mieter anzulocken. Das könnte dann auch die Bereitschaft der Immobilienbesitzer senken, ihre Immobilien im Quartier zu sanieren, weil sie möglicherweise eher geringe Chancen sehen, die Wirtschaftlichkeit ihrer Immobilie in diesem Umfeld durch eine Sanierung zu steigern. Fehlende Sanierungen senken vielleicht erneut das Image des Quartiers, sodass sich die Abwärtsspirale entwickelt, in der das Quartiersimage sowohl Ursache als auch Wirkung ist.

Ein problembehaftetes Beispiel sozialen Wohnungsbaus

Die oben skizzierte Entwicklung kann so ablaufen, wie es beschrieben wurde. Aber es gibt natürlich auch andere mögliche Szenarien. Möglicherweise entdecken etwa Kreative das Quartier und es bekommt plötzlich einen „coolen“ Touch, der sein Image verbessert und ihm generell die Chance gibt, aus dem Schatten der Unattraktivität zu treten. Diesen Weg hat der Mehringplatz in Berlin-Kreuzberg wohl noch vor sich. Auf Wikipedia ist von Hochhäusern und von Wohnhäusern für sozial Benachteiligte die Rede, die das Quartier Südliche Friedrichstadt und den Mehringplatz prägen. Die GEWOBAG bezeichnet das „Quartier Mehringplatz in Kreuzberg als städtebauliches Beispiel für den sozialen Wohnungsbau der 1960er“ sowie als „problembehaftet. Aber es gibt mit der Zukunftswerkstatt Mehringplatz und den aus ihr entstandenen Arbeitsgruppen auch Initiativen, die Probleme verringern und damit auch das Image des Quartiers ändern möchten.

Eine preisgekrönte Zukunftsinitiative

Die Zukunftswerkstatt war ein Gemeinschaftsprojekt der GEWOBAG und des Quartiersmanagements am Mehringplatz. Mit ihr sei 2011 vor Ort der erste Meilenstein gesetzt worden, „damit der Mehringplatz wieder zu einem der schönsten Plätze Berlins wird“, heißt es in einer GEWOBAG Pressemitteilung vom 25. Januar 2013 anlässlich einer Anerkennung, die die Werkstatt beim Preis „Soziale Stadt“ des Jahres 2012 erhalten hat. Laut Jury löste die Zukunftswerkstatt einen unumkehrbaren Prozess aus, der das „Miteinander am Mehringplatz nachhaltig verändert“. Die Ergebnisse der Werkstatt wurden damals auf über 150 Seiten dokumentiert und werden seither von den Arbeitsgruppen weiterentwickelt und realisiert. Es gibt die Arbeitsgruppen „Image“, „Öffentlicher Raum“, „Bauzaun“, „Mittelfristige Platzgestaltung“, „Gewerbe“, „Wohnen und „Bildung für Kinder und Jugendliche“.

Seit 2011 ist eine Menge passiert. Die GEWOBAG nennt als Belege für erfolgreiches Engagement am Mehringplatz unter anderem die Ansiedlung unterschiedlicher Gewerbe, das Bepflanzen des Platzes mit rund 45.000 Blumen, diverse Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche und die Eröffnung einer nachbarschaftlichen Begegnungsstätte. Es tut sich also etwas am Mehringplatz, was sich auch positiv aufs Image des Quartiers auswirken könnte. Die Forscher des Projekts „ImiWo“ werden die Sache mit Spannung verfolgen.

Ein professioneller Blick aufs Quartiersimage

Das Projekt „Images innenstadtnaher Wohnquartiere“ (ImiWo) läuft seit August 2012 und noch bis zum Juli 2015. Es wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert. Innerhalb der Projektzeit sollen unter anderem die Fragen beantwortet werden, welche Rahmenbedingungen, Einflussfaktoren und Akteure in welchem Maße die Bildung eines Quartiersimages bestimmen, welche Strategien, Maßnahmen und Instrumente das Image verändern können und auf welchen Ebenen sich Wohnungsunternehmen in die Prozesse rund ums Quartiersimage einbringen können. Neben dem Mehringplatz in Berlin befindet sich dabei auch das Quartier Zellerau in Würzburg im Fokus der Forscher.

Das Forschungsprojekt wird bei seinen Analysen vermutlich tief in Ursache-Wirkungsgeflechte eintauchen, in denen öffentliche Räume, Grünflächen, Immobilienzustände, soziale Beziehungen und Nachbarschaften, Nahversorgung, ÖPNV und viele weitere Faktoren sich teils gegenseitig beeinflussen und in denen alle Faktoren auch mit dem Quartiersimage in einer Beziehung mit wechselseitiger Beeinflussung stehen. Manch ein Wohnquartier mit einem eher schlechten Image dürfte gespannt verfolgen, welche Ergebnisse das Forschungsprojekt von seinen Tauchgängen in die Tiefen dieser Geflechte mitbringt. Wir tun es auch.