Du betrachtest gerade Zimmer im Ex-Knast – ein Hotel für 100 Tage!

Schlafen kann man eigentlich fast überall. Aber irgendwie gibt es doch Orte, die auch fürs Schlafen ein ganz besonderes und angenehmes Ambiente bieten. Man kann sicherlich streiten, ob ein ehemaliges Gefängnis, das kurz vor dem Kunstereignis „documenta“ in Kassel für 100 Tage als Hotel und Event-Location eröffnet, zu diesen Orten gehört. Allerdings sprechen bisher über 4.000 Buchungen durchaus für einen Erfolg. Und es macht dem Initiator des Projekts vielleicht Lust darauf, das Haus über die 100 Tage hinaus zu führen? Vielleicht ja! Aber nur vielleicht.

Ein Gefängnis aus dem Jahr 1876

Beim Gefängnis in Kassel, das jetzt zum temporären (?) Hotel geworden ist, handelt es sich um den Hauptsitz der ehemaligen Justizvollzugsanstalt Kassel III, der im Volksmund auch „Elwe“ genannt wird. Der Bau in der „Leipziger Straße 11“ in Kassel entstand bereits 1876. Ende 2009 verließen die letzten Gefangenen das Gebäude. 2010 wurde durch Medien wie die Hessisch-Niedersächsische Allgemeine dann erstmals öffentlich die Idee bekannt, das ehemalige Gefängnis zum temporären Hotel umzugestalten. Initiatoren des Projekts sind der Baunataler Unternehmer Gotthard Fels, Geschäftsführer der Elwe GmbH sowie der GFI Immobilien GmbH & Co. KG, und sein Geschäftspartner Christopher Posch. Und ihre Initiative war von Erfolg gekrönt.

Ein Luxus-Hotel wird es nicht

Das temporäre Hotel mit 100 Zimmern in den ehemaligen Zellen des Gefängnisses wird am Freitag, den achten Juni 2012 eröffnen. Die Ausstattung der Zimmer wurde bewusst einfach gehalten, um die Atmosphäre eines Gefängnisses grundsätzlich zu erhalten. „Bett, Schrank, Waschbecken, Toilette in der Zelle. Zentrale Duschräume – die Elwe kann und will nicht mit Luxus punkten“, heißt es auf der offiziellen Internetseite des Hotelprojekts Elwe-Kassel. Eingeschlossen wird natürlich niemand in den nicht allzu teuren Zimmern. Erhalten wurden in den Zimmern etwa die Graffitis ehemaliger Häftlinge. Sie machen „einige Zellen zu ganz eigenen Kunstwerken“, heißt es weiter. Die alte Turnhalle des Gefängnisses dient jetzt als Restaurant für Gäste und auch der ehemalige Gefängnishof wird bei gutem Wetter kulinarische Angebote präsentieren. Aber Elwe-Kassel soll kein reines Hotel sein, sondern auch Veranstaltungsort für Events wie etwa Lesungen. Im Juni ist das Veranstaltungshotel bereits voll, wird Gotthard Fels in der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeine zitiert. Die Buchungen im Juli sollen gut, die für August und September gerade erst angelaufen sein.

Die Kunst, sich zu unterscheiden!

Der Mietvertrag der Elwe GmbH mit dem Bundesland Hessen läuft bis Ende 2012. Was danach kommt und ob es eine weitere Nutzung es alten Gefängnisbaus als Hotel geben wird, weiß niemand. Noch im August 2010 sagte Fels, dass ein langfristiger Ausbau des Gefängnisses zum Hotel zu teuer sei. Käme es dennoch dazu, wäre die Frage, wie erfolgreich das Knasthotel agieren kann, wenn der Reiz des Neuen bei potenziellen Gästen verfliegt ist und inwieweit der Kasseler Hotelmarkt abseits der „documenta“ interessant genug für das Hotelprojekt ist. Die „documenta“ findet schließlich nur alle fünf Jahre für jeweils 100 Tage statt. Ein Plus hätte das Elwe-Hotel auf jeden Fall: Es könnte als besonderes Hotel punkten, das sich von allen anderen Hotels seiner Klasse deutlich unterscheidet. Ob das langfristig für eine gute Auslastung reichen würde, ist ungewiss. Riskieren die Initiatoren den Versuch?